Eines der ersten Anzeichen für den Weltuntergang ist, dass die Uhren verrückt spielen. In Lichtenberg ist es bereits soweit, meldete uns Leser Torsten Friesecke. Er schrieb uns: „Die Klimakrise beeinflusst immer mehr Lebensbereiche: Ein ganz neues Feld ist die Veränderung der Gangzeiten mechanischer Uhrwerke. Die sehr schöne (und alte/historische) Uhr des Lichtenberger Rathauses zeigte am 25. Juni 2019 um 7:52 Uhr eine Zeit von 6:21 Uhr an. Wissenschaftler für Fragen der Zeit haben daraus abgeleitet, dass die derzeitige Abweichung genau 91 Minuten beträgt. Dies sind fast exakt 1,5 Stunden. Und das ist das Überraschende: Dies weist nämlich hin auf die 1,5 Grad, um die sich die Erde höchstens erwärmen darf (damit Menschen weiterhin unter lebbaren Bedingungen auf der Erde können)! Die LichtenbergerInnen haben die Anzeige ihrer Rathausuhr mittlerweile als Lichtenberger Normalzeit (LiNoZei) positiv angenommen. Viele sagen jetzt: In Lichtenberg lebt es sich seit der LiNoZei anders/schöner. Man hat einfach – gefühlt – mehr Zeit.“

Am Mittwoch schickte er uns dann die Entwarnung: „Zum Fall der rätselhaften Gangabweichung der historischen Rathausuhr in Berlin-Lichtenberg äußerte sich der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber: Er sagte, der gestrige Messwert einer Zeitdifferenz von 1,5 Stunden hätte sich heute nicht wiederholen lassen/nicht bestätigt. Die Abweichung am heutigen Mittwoch betrug ca. 4,5 Stunden. Schellnhuber sieht die Ursache der Gangabweichung viel mehr darin, dass der Rathaus-Hausmeister (wegen einer sehr starken Sonnenbrand-Verletzung und einer daraus sich ergebenden Arbeitsunfähigkeit) zur Zeit die sicherlich notwendige Reparatur der Rathausuhr nicht vornehmen kann. Solange noch werden viele Lichtenbergerinnen und Lichtenberger immer wieder mit zeitlichen Überraschungen am Rathaus rechnen dürfen.“

Es ist jetzt 11.05 Uhr. Auch ich habe mein zweites Clown-Frühstück hinter mir und sage danke an den Leser. Ein Anruf beim Bezirksamt ergab: Am Freitag war der Uhrenmacher da, nun ticken die Uhren wieder einheitlich. Schuld war ein Blitzeinschlag vor rund vier Wochen – da gingen zunächst alle Uhren im Rathaus nach, was schnell behoben werden konnte. Nur für die große Uhr im Rathausturm, da musste der Experte ran.