Kiezgespräch
Veröffentlicht am 09.08.2021 von Masha Slawinski
Skurrilitäten aus Lichtenberg. Über meine Streifzüge durch die Weitlingstraße hatte ich Ihnen ja im vergangenen Lichtenberg-Newsletter berichtet. Für eine weitere Ungereimtheit in einer der Querstraßen, die sich seit mehreren Jahren immer wieder aufdrängt, gibt es jetzt endlich eine Erklärung.
Als die Neubauten der Lichtenberger Lückstraße 23 errichtet wurden, zog vor etwa vier Jahren auch ein Gewerbe ein. Lange blieb es ungeöffnet, nur das Schild deutete drauf hin, dass dort jemand einzieht. Allerdings sind die Buchstaben kaum zu erkennen, wie Sie auf diesem Foto sehen können. Was bedeutet das: Bücher, Bocher, Bucher..? Später kamen dann die Masken dazu, die Sie ebenfalls auf den Fotos sehen können. Ansonsten ist der Laden immer verdunkelt. Neulich stand im Schaufenster ein Whiteboard, auf das Gedankenfetzen gekritzelt wurden.
Jetzt wurde das Rätsel endlich gelöst – zumindest ansatzweise: Im Schaufenster liegt ein DIN A4-Blatt, auf dem steht: „OO Pictures, Analog Negative Selber Scannen“. Ein auf das Blatt gedruckter QR-Code führte allerdings ins Nichts. Außerdem verriet das A4-Blatt, dass es in dem Laden einen Hasselblad-Flextight X1-Drucker gibt, mit dem man analoge Fotografie und Negativ-Dias digitalisieren kann. Statt den Drucker zu kaufen – Kostenpunkt 15.000 Euro – kann man ihn dort stundenweise mieten.
Diese Erklärung war aber noch sehr schwammig: Ein Anruf führte mich zum Geschäftsführer und Fotografen Farbod Firoozi. Ich erzählt ihm, dass ich immer wieder über seinen Laden stolpere und aus den Plakaten und Infos einfach nicht schlau werde. Darüber musste er lachen, denn das wäre genau seine Intention: Die Neugierde der Passant*innen zu wecken und sie zu verwirren, sodass sie näher an das Schaufenster treten und den QR-Code finden (der aber leider ja nicht funktionierte). Das mit der Verwirrung hat er auf jeden Fall geschafft.
Das schwer dechiffrierbare Schild bedeutet „Sucher“, so lautet der Name des Design-Studios. Laut Firoozi arbeiten dort Fotojournalist*innen, Dokumentarfotograf*innen und Designer*innen zusammen. Sie seien ein Künstler*innenkollektiv, das an der Plattform „Non Citizen“ für kollektive Geschichtenerzählung arbeitet.
Als ich fragte, was es mit den Masken auf sich hat, musste Firoozi erneut lachen. Er sei Sammler, die gehörten eben dazu, ständen aber nicht zum Verkauf. So richtig verstehe ich das Konzept des Studios ja immer noch nicht. Wir haben uns darauf geeinigt, dass ich mal im Studio vorbeischaue und Firoozi im nächsten meiner Lichtenberg-Newsletter in der Nachbarschaft vorstelle.
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