Robert Klages' Tipps für den 3. Oktober

Veröffentlicht am 28.09.2020

Proteste gegen Neonazi-Aufmarsch in Hohenschönhausen am 3. Oktober. „Rassismus ist immer noch an der Tagesordnung. Daher müssen wir uns täglich dagegen stellen“, sagte Claudia Engelmann von der Linksfraktion am 17. September auf der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Dort wurde eine Resolution beschlossen: „Gemeinsam gegen Rassismus und extreme Rechte in Lichtenberg“ – diese wurde auch von allen Fraktionen (bis auf, ihr wisst schon …) unterstützt und verabschiedet.

CDU dankt Linken. Gregor Hoffmann, Fraktionsvorsitzender der CDU, bedankte sich bei den Initiator*innen der Resolution (Linke, SPD, Grüne) und sagte, Rassismus sei schwer exakt zu definieren, er sei jedenfalls gesellschaftlich vorhanden. „Wir müssen täglich dagegen vorgehen.“ Die AfD wollte einen Änderungsantrag einbringen und „extreme Rechte“ gegen „Extremismus“ ersetzen. Weil: „Um Rassist zu sein, muss man nicht rechts sein.“ Kopfschütteln, durchatmen, egal, weiter:

„Wir müssen zeigen, dass Lichtenberg Rassisten nicht willkommen heißt und uns denen in den Weg stellen“, rief auch Bezirksbürger*innenmeister Michael Grunst (Linke) ins Mikrofon. Für den 3. Oktober hat die extrem rechte Partei „Der III. Weg“ eine Demonstration in Hohenschönhausen angekündigt. Sie orientiert sich an dem Parteiprogramm der NSDAP und sieht sich in deren ideologischer Tradition. Die Partei versucht nach ihrer 2017 am Bahnhof Lichtenberg abgehaltenen Kundgebung erneut in Lichtenberg und Hohenschönhausen für ihre menschenverachtenden Inhalte zu werben und will zum ersten Mal durch den Bezirk laufen. Die Resolution ruft alle Lichtenberger*innen (und alle Berliner*innen) dazu auf, sich dem III Weg im Rahmen angemeldeter Kundgebungen und Demonstrationen in den Weg zu stellen.

Routen von rechtsextremen Aufmärschen werden in Berlin erst wenige Tage vor dem jeweiligen Termin veröffentlicht. Wo der Neonazi-Aufmarsch am 3. Oktober tatsächlich stattfindet, ist daher erst kurz vorher sicher. Die Neonazis selbst bewerben seit dem 4. September auf ihrer Webseite und in Flyeraktionen in verschiedenen Berliner Bezirken den Lichtenberger Stadtteil Hohenschönhausen und den S-Bahnhof Wartenberg als Startort. Zudem ist bekannt geworden, dass der Aufmarsch zum Linden-Center an der Zingster Straße führen soll. Informationen gibt es auch über ein Facebook-Event. Oder auf dem Twitterkanal von „Berlin gegen Nazis“.

Antifaschistischer Distance-Rave: Das Bündnis Reclaim Club Culture (ein Netzwerk aus kollektivbetriebenen Clubs, Veranstaltungscrews, Kulturaktivist*innen, Forscher*innen und Labels, das sich für eine emanzipatorische Clubkultur und  Politisierung der Clubszene einsetzt) lädt dazu am 3. Oktober ein. Verantwortungsvoll und solidarisch maskiert, konsequent mit Abstand, queer-feministisch bunt und mit unordentlich viel Bass-Musik im Gepäck. „Gemeinsam mit dem Berliner Bündnis gegen Rechts und weiteren antifaschistischen Gruppierungen werden wir den Rechtsextremen vom sogenannten „III. Weg“ sowie sämtlichen CoroNazi-Aufmärschen in Berlin-Mitte und Hohenschönhausen entschieden in die Parade fahren“, schreibt Reclaim Club Culture. Denn:

„Feiern ist politisch.“ Auf den Dancefloors verhandeln wir unsere Gesellschaftsentwürfe, sagen die Clubs. Und diese seien: divers, inklusiv und bunt. „Die Dancefloors der Stadt setzen seit Monaten Staub an, daher tragen wir unsere Zukunft auf die Straße: Radikal, laut, antifaschistisch und solidarisch. Wir maskieren uns und halten Abstand, als Ausdruck solidarischen Handelns und als Teil antifaschistischer Praxis.“

Konsequent Abstand nach Rechts halten – das ist die Devise. Rettungsdecken statt Reichsflaggen. Am 3. Oktober ab 12 Uhr. Einen konkreten Ort für den gemeinsamen Protest-Rave gibt es noch nicht. Der Twitter-Kanal von Reclaim Club Culture hält euch auf dem Laufenden.