Robert Klages´ Tipp

Veröffentlicht am 09.03.2021

„Bei mir ist jeden Tag Frauentag.“ Gibt es noch Leute, die das sagen am gestrigen 8. Mai, dem internationalen Frauentag? Auch, wenn sie es lieb meinen (wollen), ist es wohl eher ein dämlicher Spruch. Bekannt auch der hier: „Warum ein Frauentag, es gibt doch schon den Muttertag?“ Es gibt Haushalte, da durfte sich die Frau am Frauentag mal „ausruhen“, musste dem Mann nicht den Kaffee machen, kochen, die Kinder abholen, bespaßen, ins Bett bringen. Bei manchen Familien war der Frauentag wie Karneval: da lachen sogar die Kinder, wenn sich Papa lustig die Schürze umbindet und eine feine Bolognese aus der Dose zaubert.

„Ja, heute kocht mal der Papa!“ War ja auch Feiertag, da ist der Alltag für alle Beteiligten leichter zu bewältigen. Am Ende muss die Mama dann aber doch abwaschen, sie macht das ja auch gerne und der Papa kann das eh nicht so gut. Immerhin konnte nicht in den Kneipen „auf die Frauen“ angestoßen werden. „Herzlichen Glückwunsch“ zum Frauentag, zum Beispiel ausgesprochen von der SPD-Berlin, hingegen führte auch in diesem Jahr zu Augenrollen. Ebenso wie rote Rosen.

Es ist ein Kampftag! Kein Geburtstag oder Picknick. Frauen sind leider immer noch nicht gleichberechtigt. (Verdienen weniger, bekommen geringere Rente, sind eher von Altersarmut betroffen, nehmen seltener Führungspositionen ein …) Auch, wenn es sicherlich schon besser geworden ist: Eine kurze Zusammenfassung der letzten Jahre gibt es hier, mit Video zur Geschichte des Tages.

Wieso an diesem Tag nicht auf den Spuren von Rosa Luxemburg wandeln. Die Autorin Claudia von Gélieu hat einen Stadtführer geschrieben, der gleichzeitig eine Biografie ist. Per Karte und anhand von Bildern und Audios zeichnet er den Lebensweg von Rosa Luxemburg nach. Beginnend mit ihrem ersten Quartier unweit des Tiergartens bis zur Fundstelle ihres Leichnams an einer Schleuse des Landwehrkanals führt er zu Orten, an denen Luxemburg in Berlin wirkte und wo an sie erinnert wird. Das Buch „Rosa Luxemburg in Berlin“ ist vergangene Woche bei Dietz Berlin erschienen und kann für 6 Euro hier bestellt werden.

Gekämpft wurde dann auch in Lichtenberg. Einige Bewegungen hatten sich zusammengetan und Aktionen gestartet, unter dem Motto „Queer durch Berlin“ am 5. März. An der Rummelsburger Bucht wurde zum Beispiel gegen die Räumung von queer-feministischen Projekten protestiert. An einem Skateboardplatz in der Schulze-Boysen-Straße wurde der Sturz des Patriachats gefordert. Die Forderungen hängen dort nun an Zetteln in den Bäumen. Am Ende wurden Briefe an Gefangene in der JVA für Frauen geschrieben. Hier ein Überblick über die Aktionen.

  • Für Türkinnen in Berlin begann Frauenpolitik mit Nähkursen. Şemsi Bilgi ist seit Jahrzehnten im Türkischen Frauenverein in Kreuzberg aktiv. Ihr Ziel: Frauen zusammenbringen und die Ungleichheiten überwinden. plus.tagesspiegel.de 
  • Berlin feiert Frauentag – aber ohne richtiges Konzept. Die einen verwechseln den Feiertag mit Wahlkampf, die anderen schieben die Pandemie vor: Dem Berliner Frauentag mangelt es an Motivation und einem Konzept“, kommentiert Kollegin Margarethe Gallersdörfer. tagesspiegel.de 

 

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+++ Weitere Nachrichten der Woche: 

  • Doch nicht nur die Kälte? Coral World war eingebunden. Vorherige Treffen fanden statt: Eine Rekonstruktion der Räumung des Obdachlosenlagers an der Rummelsburger Bucht
  • „Ich will die nächsten Jahre nicht nur auf Beton schauen“: Streit um Nachverdichtung
  • Linksfraktion will erneut Ankerverbot für den Rummelsburger See beim Bund durchsetzen
  • Es ist ein Kampftag: Kein Geburtstag oder Picknick: Zum internationalen Frauentag
  • Bulli mit besonderer Geschichte zu verkaufen
  • „Radwegstummel“: Initiative nicht zufrieden mit Radwegbau
  • Kommentar: Müssen Mieter*innen Nachverdichtung hinnehmen?
  • Paroli“ – neuer Song von „Kafvka“
  • Statistik der Polizei: Wie viele Autos in den letzten Jahren in Lichtenberg angezündet wurden und warum
  • „Der ideale Standort, um mal richtig nach oben zu bauen“: Howoge und Lidl wollen Wohnungen bauen
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