Nachbarschaft
Veröffentlicht am 08.06.2020 von Robert Klages

Der Autor Christoph Heiden wurde im Oskar-Ziethen-Krankenhaus (heute Sana-Klinikum) geboren und verbrachte seine Kindheit quasi in den leerstehenden Mietshäusern der Lückstraße, in den Garagenhöfen zwischen Weitlingkiez und Betriebsbahnhof Rummelsburg oder auf dem betonierten Schulhof der Grundschule Max Lingner.
Er hat unter anderem im Tierpark gearbeitet und mehrere Jahre als Baumpfleger. Sein Theaterstück „Vergraben“ wurde in Weimar uraufgeführt. Außerdem hat er Jonathan Safran Foers Sachbuch „Tiere essen“ für die Bühne adaptiert. Heiden lebt noch immer in Lichtenberg und hat mit „Zurück im Zorn“ seinen ersten Roman beim Gmeiner-Verlag veröffentlicht. Darin geht es um Erinnerungen, verdrängte als auch eingebildete, und einen unaufgeklärten Mordfall. Ich habe mich mit Heiden über Lichtenberg unterhalten:
„Ich habe 1990 bei der Räumung der Weitlingstraße 122 zugesehen. Leider hat die Aktion den Bezirk nicht entnazifiziert. Das erledigt heute zum Großteil die Gentrifizierung, die meines Erachtens weder zu verteufeln noch zu bejubeln ist.“ Sein Kiezleben lässt sich vom Bahnhof Lichtenberg über die Buchhandlung „Totsicher“ in der Margaretenstraße und dem Zachert Sportplatz bis hin zum Stadthaus im Kaskelkiez verorten.
Anna Majakowski, die Heldin seines Romans, wohnt dagegen in der Platte direkt am U-Bahnhof Magdalenenstraße. „Genau das empfinde ich als großes Plus von Lichtenberg: Dieser Kontrast von Alt- und Neubaugebieten, von Fahrradklitsche und Supermarkt, von Schwalbenschwanz und Heinzelmännchen.“
Sein Thriller „Zurück im Zorn“ spielt anfangs in Lichtenberg, später dann in Brandenburg. „Mein Verhältnis zu beiden Regionen ist annähernd identisch: Eine Art Hassliebe. So häufig mich der Weitlingkiez positiv stimmt – zum Beispiel in den ruhigen, jetzt grünen Nebenstraßen, so oft lässt er mich auch ratlos zurück – meist in Bahnhofsnähe. Ist eben ein schwieriges Pflaster. War es schon immer und wird es wohl auch immer bleiben.“
Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: leute-r.klages@tagesspiegel.de