Nachbarschaft

Veröffentlicht am 15.03.2021 von Robert Klages

Ein Besuch auf dem Trailerpark neben dem Neubaugebiet. Nicole und Christian Wallrich wollen nicht zurück in das Heim für Geflüchtete, in dem sie lange gelebt haben. Sie wohnen mit rund 50 anderen Personen auf einem Trailerpark im Hönower Wiesenweg, das Jobcenter übernimmt die 500 Euro Miete. Die Wallrichs fühlen sich hier wohl. Doch plötzlich kündigt das Jobcenter an, die Miete doch nicht mehr zu übernehmen. Das Bezirksamt Lichtenberg hatte es benachrichtigt. Die Nutzung des Trailerparks soll nicht genehmigt sein, Eigentümer und Amt liegen in einem Gerichtsstreit.

Das Bezirksamt wolle den Trailerpark vertreiben, sagen die Vermieter*innen, deren Namen dem Tagesspiegel vorliegen. „Das Wohnprojekt ist nicht genehmigungsfähig“, sagt Kevin Hönicke (SPD), Stadtrat für Stadtentwicklung, Soziales, Wirtschaft und Arbeit. Die Wohnwagen stünden zu Wohnzwecken auf einem gewerblich genutzten Grundstück, ohne Baugenehmigung.

20 Meter neben dem Trailerpark wird die „Parkstadt Karlshorst“ hochgezogen. Quasi ein neuer Ortsteil. Mehr als 1000 Wohnungen (470 Miet- und 538 Eigentumswohnungen) eine Kita, eine Schule, tausend Quadratmeter Grünfläche. Um das Bauprojekt gab es lange Streit unter den Fraktionen aufgrund der Anrechnung von Sozialwohnungen. Investor Bonava will wohl auch im Hönower Wiesenweg bauen und versucht, die dortigen Grundstücke zu kaufen.

„Unser Grundstück ist nichts wert, aber es ist unbezahlbar“, sagte ein Rentner zu mir, der dort mit seiner Frau ein Haus hat, neben dem Trailerpark. Auch sie sollen dem Neubauprojekt weichen. Bonava biete sehr viel Geld, aber sie wollen nicht weg. Daneben befinden sich zwei Bauwagensiedlungen, die ebenfalls Räumungsaufforderungen bekommen und Klage dagegen eingereicht haben.

Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: leute-r.klages@tagesspiegel.de