Nachbarschaft

Veröffentlicht am 27.09.2021 von Robert Klages

„Natürlich hätten wir uns auf Bundesebene ein besseres Ergebnis gewünscht“, sagte mir Gesine Lötzsch am Sonntag nach den Bundestagswahlen. Sie hat ihren Wahlkreis mit 25,8 Prozent der Stimmen gewonnen – und damit das Direktmandat für den Bundestag. Dort ist sie seit 2002 vertreten. „Der Bezirk ändert sich permanent und man muss immer wieder um jede Stimme kämpfen“, freute sich Lötzsch.

Sechs Mal hintereinander hat sie das Lichtenberger Direktmandat für die Linken gewonnen. Bei jeder Wahl werden es weniger Stimmen. Bei der Bundestagswahl 2017 hatte sie 34,8 Prozent der Erststimmen erhalten. 2013 waren es noch 40,3, im Jahre 2009 47,4 und 2002 39,6 (damals noch für die PDS). Klar, herbe Verluste. Aber der Puffer bleibt groß. Auf Lötzsch folgen:

  • Anja Ingenbleek (SPD), 19,6 Prozent
  • Laura Dornheim (Grüne), 13,6 Prozent
  • Wilfried Nünthel (CDU), 12,4 Prozent
  • Dietmar Drewes (AfD), 12,2 Prozent
  • Lina Thiel (FDP), 6,1 Prozent

Lötzsch‘ Direktmandat ist eine von drei Lebensversicherungen für die Linkspartei. Bei den Bundestagswahlen kamen die Genoss:innen auf gerade mal 4,9 Prozent. Ein Minus von 4,3 Prozent. Allerdings reichen drei Direktmandate aus, um die Fünf-Prozent-Hürde faktisch außer Kraft zu setzen und gemäß dem Zweitstimmenanteil der Partei weitere Abgeordnete von den Landeslisten ins Parlament zu entsenden, hier im Artikel der Kollegin Claudia von Salzen auf plus.tagesspiegel.de nachzulesen. Neben Lötzsch erhielten Gregor Gysi in Treptow-Köpenick und Sören Pellmann in Leipzig zwei Direktmandate. Gereicht hat es allerdings nicht für Petra Pau in Marzahn-Hellersdorf, die gegen Mario Czaja von der CDU verlor.

Die Linke sei vielleicht nicht eigenständig und selbstbestimmt aufgetreten, so Lötzsch. Die eigenen Aussagen und Positionen seien eventuell nicht klar genug transportiert worden. Im Allgemeinen habe man vielleicht zu sehr gesagt, man würde Positionen aufgeben, um auf diese oder jene Koalition möglicherweise eingehen zu können.

Lötzsch ist Stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag. Sie ist Mitglied in zahlreichen Vereinen und Gremien, darunter die Fördergemeinschaft Tierpark und Zoo, der Freundeskreis der Parkaue sowie der Förderverein Naturschutzstation Malchow e.V.. Vorsitzende ist Lötzsch zum Beispiel bei den Vereinen „Zivilcourage vereint“ und „Gemeinsam in Lichtenberg e.V.“

Lötzsch wurde 1961 in Ost-Berlin geboren und ist Diplom-Lehrerin für die Fächer Englisch und Deutsch. 1988 erfolgte ihre Promotion an der Humboldt-Universität. Sie war mit dem Sprachwissenschaftler Ronald Lötzsch (1931-2018) verheiratet und hat zwei Kinder.

  • Foto: Jörg Carstensen, dpa.