Nachbarschaft
Veröffentlicht am 07.02.2022 von Robert Klages

Maik Antrack ist Musiker und wohnt seit 2009 nahe der Parkaue. Als Bassist war er international unterwegs und komponiert eigene Musik. Aus dem Süden Brandenburgs kam er über sein Studium von Cottbus nach Berlin, die Gegend um den Stadtpark Lichtenberg ist ihm schon lange eine angenehme Nachbarschaft geworden. „Zu manchen Einfällen inspirieren die alten Parkstatuen, döst man auf einer Bank an einem Frühlingsabend so vor sich hin“, schreibt er mir.
Sein neues Jazzkonzert ‚statlant‘ ist eine kleine Philosophie über das Leben in der Metropole. Die zeitgenössischen Kompositionen entstanden in Lichtenberg. Kurze Lesungsteile szenischer Beschreibungen verbinden sich mit der Musik. Das Quartett erzeugt breite Klangräume zwischen hartem Beton und Kaffee im Park: David Guy – Schlagzeug, Dominik Sell: Gitarre, Thibault Falk: Klavier.
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- Termine: 14.02. Kunstfabrik Schlot in Mitte (Reservierung unter info@kunstfabrik-schlot.de); 19.03. Kühlspot in Weißensee (in Zusammenarbeit mit „Jazz am Helmholtzplatz“).
- Weitere Informationen: www.maikantrack.de
Ein Beispiel gefällig? Hier bitte, das Quartett auf Youtube hören und dazu folgenden Text lesen: „Passanten, sie tauchen auf, die Orte in Hochfrequenz. Mit den Leuten, wie sie laufen, wie sie ihre Bahn erreichen wollen, lieber schneller als zu langsam. Trödeln sie auf dem Verbindungsweg von einer Haltestelle zur anderen, rollt der Zug davon und sie müssen zehn weitere Minuten warten. Am nächsten Umstieg passiert das wieder und in der Summe fehlt Zeit, bei der man auf dem Steig meistens noch Strom verschwendet. Da sitzen oft Obdachlose an den Ecken, unter Brücken, wirklich herzlich eingerichtet auf zerquetschtem Staub. Doch schauen sie der anonymen Fußhektik der Menschen distanziert zu? Wenn ich einer wäre? Die Passanten zögen an mir vorüber. Passieren mich. Heute noch schneller als damals schon.
In den Schluchten der Stadt strömen sie wie Tropfen im Menschenfluss immer neu ineinander durcheinander. Die Leute rennen ungeschminkt maskiert ihrem Ziel nach. Ich versteh’ schon, ja, Strom und Dynamik, ist so. Aber es ist alles unbekannt, mir ist alles so unbekannt. Passanten und Straßenzüge.“
- Foto: Caterina Gili
- Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: leute-r.klages@tagesspiegel.de.