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von Caspar Schwietering
Veröffentlicht am 27.08.2019
Pünktlich zum Ferienende, am 5. August wurde bekannt, dass in Berlin in den kommenden Jahren 26.000 Schulplätze fehlen werden. Das ergaben errechnete Zahlen der „Taskforce Schulbau“ von der Bildungsverwaltung des Senats. Ein paar Tage später ruderte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) zurück und erklärte, dass im Schuljahr 2021/22 doch „nur“ 9500 Schulplätze fehlen.
Auch diese Zahl dürfte bei vielen Eltern das Schreckensbild von Klassen mit weit mehr als 30 SchülerInnen auslösen. Auch in Marzahn-Hellersdorf. Die CDU wollte von Schulstadtrat Gordon Lemm (SPD) wissen, wie viele Schulplätze denn in unserem Bezirk fehlen. Und Lemm hatte alles andere als erfreuliche Zahlen. Im Schuljahr 2020/21 sollen nach Prognosen des Schulmonitoring von 2018 in Marzahn-Hellersdorf insgesamt 1508 Plätze fehlen. Und 2021/22 fehlen 1857 Plätze. Es handelt sich um errechnete Zahlen. De facto bedeutet das vor allem, dass es im Bezirk in den kommenden Jahren etliche übervolle Klassen geben wird.
Durch temporäre Bauten und einen schnelleren Ausbau an einigen Standorten will Lemm die Zahl der fehlenden Plätze allerdings noch etwas drücken. Selbst wenn all diese Maßnahmen greifen, wird es aber wohl noch 500 Plätze zu wenig geben.
„Die Zahl können wir gleich mal verdoppeln, wenn die ursprünglichen Zahlen der Senatorin stimmen“, sagte Katharina Günther-Wünsch, CDU-Verordnete am Donnerstag, 22. August, in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). „Wir sind voll, wir sind dicht“, meinte sie. „Und dabei waren wir uns alle einig, dass wir in den Grundschulen nicht mehr Klassenstärken von 27 und 28 Schülern wollen.“
Kathrin Henkel, ebenfalls CDU-Verordnete im Bezirk und wie Günther-Wünsch auch im Schulausschuss vertreten, ärgerte sich vor allem darüber, dass der aktuelle Monitoring-Bericht aus dem Jahr 2019 immer noch nicht vorliegt. „Das ist inzwischen fast zum Running Gag geworden. Ich habe hundert Mal danach gefragt.“ Was werde auf die Kinder und Familien in den nächsten Jahre zukommen, fragte sie rhetorisch. „Wie soll man mit diesen katastrophalen Meldungen umgehen?“
„Anmerkungen oppositioneller Natur“, nannte das Schulstadtrat Lemm. Es müsse doch jetzt darum gehen, dass die BVV und das Bezirksamt das Problem gemeinsam lösen. Tatsächlich dürften auch die meisten Eltern an einem Parteienstreit zu diesem Thema wenig Interesse haben. Sie wünschen sich nur, dass das Problem schnell behoben wird. Doch schnell geht in dieser Frage gar nichts. Dafür gab es in den Bezirken und in der seit 1996 von der SPD geführten Senatsverwaltung für Bildung in den letzten Jahren zu viele Versäumnisse.
Caspar Schwietering ist Newsletter-Redakteur beim Tagesspiegel. Und bei Twitter ist er auch zu finden. Wenn Sie Anregungen und Kritik zu diesem Newsletter haben, können Sie ihm unter caspar.schwietering@tagesspiegel.de eine Email schreiben. Allgemeine Wünsche und Tipps richten Sie bitte an leute-i.salmen@tagesspiegel.de.