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von Julia Schmitz

Veröffentlicht am 11.06.2024

am Sonntagabend dürften viele Menschen in Deutschland hart auf dem Boden der Realität aufgeprallt sein. Bei der Europawahl wurde zwar die CDU mit 30 % stärkste Kraft – aber die AfD landete mit 15,9 % auf Platz zwei. Bundesweit erreichten die Grünen mit 11,9 % fast 9 Prozentpunkte weniger als bei der vergangenen Wahl; die SPD büßte 1,9 % ein.

In Berlin zeigt sich ein anderes Bild: Zwar verloren die Grünen auch hier ähnlich viele Prozentpunkte, bleiben aber mit 19,6 % die Partei mit den meisten Stimmen. Auf Rang zwei kommt die CDU mit 17,6 %, auf Rang 3 die SPD mit 13,2 %. Die Stadt, wie mein Kollege Ingo Salmen analysiert hat, teilt sich bei dieser Wahl in drei Teile: in den westlichen Stadtteilen dominiert die CDU, in der Mitte die Grünen – und in Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick die AfD.

Das kommt nicht überraschend, ist aber dennoch ein herber Schlag für all jene, die sich für eine offene, inklusive und von Toleranz und Miteinander statt Hass und Hetze geprägten Gesellschaft einsetzen. Dass die teilweise als rechtsextrem eingestufte, überall aber populistisch und spaltend agierende Partei in einzelnen Gegenden von Marzahn-Hellersdorf fast 40 % holte, ist sehr bitter. Auf den gesamten Bezirk bezogen kam die Partei auf 25,3 % – Marzahn-Hellersdorf ist damit „Berlins rechtester Bezirk“.

Wie genau ihr Kiez gewählt hat, können Sie in unserer interaktiven Karte nachschauen. In der Rubrik „Namen & Neues“ lesen Sie außerdem einen Ausschnitt des Interviews mit dem gebürtigen Mahlsdorfer und CDU-Bundestagsabgeordneten Mario Czaja rund um die Frage „Warum ist die Partei im Berliner Osten so stark?“ Einen Erklärungsansatz, warum die AfD vor allem bei den 16-24-Jährigen so punkten konnte, lesen Sie im Interview mit Psychologe Stephan Grünwald.

Jetzt ist es wichtig, dass Akteurinnen und Akteure, die sich für die Erhaltung der Demokratie einsetzen, sich nicht einschüchtern lassen. Mekonnen Shiferaw kennt sich mit dem Thema aus: Der gebürtige Äthiopier zog 1980 in die DDR und später ganz bewusst nach Marzahn-Hellersdorf – um den damals wie heute auftretenden fremdenfeindlichen Angriffen etwas entgegenzusetzen.

Meiner Kollegin Steffi Bey hat er erzählt, wie er noch heute Kinder und Jugendliche dazu motiviert, sich gegen Rechtsextremismus einzusetzen. Das Porträt dieses mutigen Mannes lesen Sie in der Rubrik „Nachbarschaft“.