Kultur

Das Kontinuum der Pandemie

Veröffentlicht am 01.12.2020 von Ingo Salmen

„Kontinuum Moderne“ heißt die Ausstellung, die die Neue Kunst Initiative (NKI) gern seit Ende Oktober im Projektraum Galerie M an der Marzahner Promenade zeigen würde. Eine Eröffnung gab es auch am 30. Oktober – da war schon der Teil-Lockdown ab dem 2. November verkündet. Nun ist er verlängert worden und über die Feiertage ist auch nicht mit großen Lockerungen zu rechnen. Sind letztlich die Corona-Regeln das einzige Kontinuum – und endet die Ausstellung am 9. Januar, ohne groß geöffnet gewesen zu sein? Marc Pospiech von der NKI gibt Entwarnung: Die Initiative habe bereits beschlossen, die Ausstellung von dem Zeitpunkt, ab dem Galerien wieder öffnen dürfen, noch anderthalb Monate zu zeigen.

32 Werke von Künstler*innen aus Marzahn-Hellersdorf und Bulgarien sind dank einer Kooperation mit dem Bulgarischen Kulturinstitut in der Galerie M versammelt. Am Anfang stand die Frage, ob Künstler*innen aus dem Osten nur Kunst machen, wie sie verordnet wurde, erklärt Pospiech. Die Beschäftigung mit den Werken – sie reichen von den 60er-Jahren bis in die Gegenwart – zeige jedoch zweierlei: dass an die Stelle des direkten Ausdrucks oft das Umspielende und Symbolische trete und dass es nach der Wende vor 30 Jahren keinesfalls zum harten Bruch in der künstlerischen Sprache kam. Eben ein Kontinuum der ganz eigenen Art.

Kontinuität ist wenigstens auch in eigener Sache gewährleistet. Im November habe die NKI vom Bezirksamt erfahren, dass es auch 2021 den Projektraum fördern wird, berichtet Pospiech. 1300 Euro Miete und Heizkosten im Monat übernimmt der Bezirk, pro Ausstellung gibt es 660 Euro dazu, der Rest hängt am ehrenamtlichen Engagement der rund 40 bis 50 Aktiven. Mindestens fünf Ausstellungen werden erwartet, meist sind es sechs. Wie viele hängt die NKI nun in der Schwebe. Auch die Projekte aus der Draußenstadt-Förderung, über die wir berichteten, sind erst einmal aufgeschoben. Der Zeitraum für die Durchführung wurde bis zum 28. Februar verlängert, teilte das Bezirksamt inzwischen mit.

Ende Februar oder Anfang März würde Pospiech auch gern die nächste Ausstellung in der Galerie M eröffnen. Ihr Titel klingt ein wenig wie die Überschrift für das Kulturleben in der Coronakrise: „Weißes Rauschen“.