Kultur
Karin Scheel im Gespräch über die Ausstellung „Zeitumstellung“ im Schloss Biesdorf
Veröffentlicht am 09.03.2021 von Paul Lufter
Auftragskunst aus DDR-Zeiten mit zeitgenössischen Werken in den Dialog treten lassen, das ist das erklärte Ziel der Ausstellung „Zeitumstellung“ im Schloss Biesdorf. Eigentlich sollte diese bereits im Februar eröffnen. Doch wie so oft in letzter Zeit machte Corona dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung. Vor Ort ist man aber zuversichtlich, dass die Ausstellung, die bis August 2021 laufen soll, noch im Frühling eröffnet werden kann.
„Wir hoffen, dass wir eventuell im April öffnen können“, sagt Karin Scheel, künstlerische Leiterin des Schlosses. Aus DDR-Zeiten finden sich in der Ausstellung unter anderem Werke von Jo Jastram, Harald Metzkes, Hans Ticha oder Harald Hauswald, während zu den zeitgenössischen Vertreter*innen unter anderem Inken Reinert und Annette Zinsmeister gehören, erzählt Scheel.
Die Werke aus DDR-Zeiten stammen aus dem Kunstarchiv Beeskow, wo vor allem sogenannte Auftragskunst lagert. „Elke Neumann, die Kuratorin der Ausstellung, hat den dortigen Bestand gesichtet und nach Werken gesucht, die bisher noch nicht gezeigt wurden“, erklärt Scheel. Zuvor hatte Neumann 2019 in der Kunsthalle Rostock eine Ausstellung zum Palast der Republik kuratiert.
Zwischen dem Schloss Biesdorf und dem Archiv in Beeskow besteht eine Kooperation. Diese ist auch in den Förderrichtlinien des Schlosses festgeschrieben. „Bisher haben wir Werke aus Beeskow in Einzelausstellungen oder vereinzelt in anderen Ausstellungen präsentiert“, erklärt Scheel. Die Ausstellung ist die erste im Schloss, die einen Fokus auf Werke aus Beeskow legt. Das Thema war in der Vergangenheit häufig kritisch diskutiert worden. Es gab die Hoffnung, dass im Schloss Werke aus Beeskow im Fokus stehen würden.
Schon 2018 hatte sich Scheel, nachdem sie im Schloss die Leitung übernommen hatte, dagegen ausgesprochen, nur DDR-Kunst aus dem Archiv in Beeskow vor Ort zu zeigen. „Mich interessiert, was heute in der Kunst und in der Welt passiert“, sagte Sie damals. Das Interesse an der Moderne, gemischt mit den Werken der Vergangenheit ist auch die Quintessenz der geplanten Ausstellung. Dort sollen die Fotografien, Malereien und Skulpturen aus dem Bestand in Beeskow neben zeitgenössischen Werken gezeigt werden.
„Diese Verbindung soll dazu anregen, die eigenen Sichtweisen zu hinterfragen“, erklärt Scheel. Es sei einfach, Auftragskunst aus der DDR abzutun. Genau das möchte die Ausstellung jedoch nicht. „Unser Ziel ist es, eine differenzierte Darstellung zu liefern“, sagt Scheel. Statt Auftragskunst abzustempeln, gehe es darum, die Perspektive zu wechseln und Fragen zu stellen. Was sagt diese Kunst über den Alltag und die Menschen aus und welche Menschen und Biografien stecken hinter den Werken? All diese Fragen soll die Ausstellung bei den Besucher*innen aufwerfen. Die Ausstellung selbst soll in verschiedene Themenbereiche geteilt und mit Begleittexten versehen sein.
„Wir möchten die Diskussion um Kunst in der DDR im Fluss halten“, sagt Scheel. Aktuell laufen noch die letzten Arbeiten an der Ausstellung. Ein Ausstellungskatalog ist ebenso geplant wie ein Rahmenprogramm und Angebote für Schulen. „In welche Umfang Veranstaltungen möglich sind, müssen wir natürlich noch abwarten“, erklärt Scheel. Der Eintritt für die Ausstellung wird frei sein. Wann genau die Ausstellung eröffnet, werden Sie auf schlossbiesdorf.de erfahren.