Kultur

Toni Mau im Schloss Biesdorf: abstrakt, witzig, surreal, gruselig

Veröffentlicht am 19.07.2022 von Johanna Treblin

Siebdruck kennen heute eigentlich alle. Wenn nicht als Kunst, dann doch als Mittel, um Botschaften auf T-Shirts zu bringen. Gegen Mitte des 20. Jahrhunderts hingegen war Siebdruck in Deutschland kaum bekannt. Eine Künstlerin, die die Technik anwandte und breiter bekannt machte, war Toni Mau.

Einige der Werke zeigt derzeit das Schloss Biesdorf in einer Ausstellung im Erdgeschoss. Ich habe sie mir angesehen. Die Arbeiten sind ganz unterschiedlich. Ein Mann mit einem Kind auf dem Arm, in dunklen Tönen gehalten. Eine Frau mit einem Baby, wie ein flammendes Feuer flackert es rot im Hintergrund. Ein paar Frauen auf einem Feld, zwei Männer lesen zusammen in einem Buch.

Toni Florence Mau wurde 1917 in Reinickendorf geboren und starb 1981. Sie studierte in Charlottenburg, lehrte in Weißensee und arbeitete und lebte in Schöneiche als freischaffende Malerin, Grafikerin und Bildhauerin. Sie schuf in Ost-Berlin mehrere baugebundene Werke, unter anderem das Relief für das Eingangsportal der Kunsthochschule Weißensee.

Doch ihre Experimentierfreudigkeit erfuhr in der DDR wenig öffentliche Anerkennung. Von diesen Werken sind einige in der Ausstellung zu sehen: abstrakte Bilder, witzige, surreale, gruselige. Eine Frau, nackt, die sich über ein Gerippe beugt, das in ihrem Schoß liegt. Zwei Wesen mit mehreren Köpfen und Krallen statt Händen. Fließende, runde Gebilde, die an die Bilder von Salvador Dalí erinnern und von denen man nicht weiß, ob es Köpfe sind, die auf ihren Hälsen laufen und mehrere Augen haben, oder doch eher eine Art Raumkapsel, in deren Kommandozentralen Aliens sitzen.

Schließlich ist da noch eine Reihe von fast psychedelisch anmutenden Siebdrucken aus den 1970er-Jahren, in denen Toni Mau eine fantastische und humorvolle Welt von Mikrolebewesen schafft.

Es ist eine kleine Ausstellung, aber eine, die zum Lachen und Nachdenken und zum-lange-Schauen einlädt.

  • Schloss Biesdorf, Alt-Biesdorf 55, bis 21. August. Täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, freitags von 12 bis 21 Uhr. Dienstags geschlossen.