Namen & Neues

AfD löscht Video vom Kaulsdorfer Weihnachtsmarkt

Veröffentlicht am 19.12.2017 von Ingo Salmen

Ein Jahr lang haben die gewaltverherrlichenden Kommentare auf ihrer Facebook-Seite der AfD nichts ausgemacht. Doch nachdem wir vergangene Woche erneut darüber berichtet und besonders krasse Beispiele dokumentiert hatten, ging es plötzlich ganz schnell: Einen Tag später waren nicht nur die hasserfüllten Bemerkungen von Nutzern verschwunden, sondern gleich das ganze Video war gelöscht, das sie dazu verleitet hatte. Bei Facebook ging die AfD auch auf den Fall ein: „Richtig ist, dass in den Kommentaren zu dem Video zum Teil menschenverachtende Äußerungen getätigt wurden, die wir jedoch gelöscht haben“, schrieb sie. „Bei der Vielzahl der Kommentare haben wir möglicherweise den einen oder anderen löschenswerten Kommentar übersehen; letztlich beschäftigen wir keine hauptberuflichen Facebook-Wächter, sondern betreuen unsere Seite nebenbei und ehrenamtlich.“ Diese Verteidigung kommt nicht überraschend. Überzeugen kann sie nicht, denn das Weihnachtsmarkt-Video war, wie berichtet, bis zuletzt (bezirklicher Demokratiebericht) wiederholt Thema öffentlicher Debatten – und wurde von der AfD dabei heruntergespielt oder nicht beachtet. Übersehen kann jeder etwas, doch bei einer derart intensiven Auseinandersetzung um einen ganz bestimmten Post kann jeder auch einmal alle Kommentare gründlich durchsehen.

„Dadurch, dass Menschen auf unserer Seite unangebrachte Dinge posten, stacheln wir noch lange nicht zum Hass an“, schreibt die AfD weiter. „Nach dieser Logik würde auch Herr Salmen dadurch zum Hass anstacheln, dass er eine demokratische Partei, die zudem noch zweitstärkste politische Kraft im Bezirk ist, aus niedrigen Beweggründen verunglimpft.“ Abgesehen davon, dass ich für mich in Anspruch nehme, sachlich begründete Kritik zu formulieren und nicht hemmungslos und verwerflich jemanden herabzuwürdigen, verdreht die Partei hier auch mein Argument: Nicht von den Hasskommentaren habe ich das Anstacheln abgeleitet, sondern von der scheinheiligen Anmoderation des Videos, die geradezu erwartbar Reaktionen eines Publikums ausgelöst hat, das der AfD allzu gut bekannt sein dürfte.

Die Partei bleibt ihrer Unschuldsmasche treu: Am Wochenende pickte sich der Bezirksverband die Gärten der Welt heraus, um zu polemisieren. Dort hatte ihr Stadtrat, Vize-Bürgermeister Thomas Braun, am Freitag wie viele andere Politiker auch Märchen vorgelesen. „Sieht aus wie eine moschee“, unkte ein Nutzer, als er die Fotos sah. „Nein, es ist keine Moschee. Es ist der neu gebaute ‚Saal der Empfänge‘ in den ‚Gärten der Welt‘ in Marzahn-Hellersdorf“, stellte die AfD klar. „Weshalb er in orientalischem Stil errichtet wurde, ist uns nicht bekannt. Eine Islamisierung findet ja bekanntlich nicht statt.“