Namen & Neues

Neue Fassade für Gomringer-Gedicht gesucht

Veröffentlicht am 20.02.2018 von Ingo Salmen

Bekommt „avenidas“ eine zweite Chance in Marzahn-Hellersdorf? Das will jedenfalls die CDU mit einem Antrag bewirken, den sie am Donnnerstag in die Bezirksverordnetenversammlung einbringen wird. Demnach soll die Verwaltung prüfen, ob sich das Gedicht von Eugen Gomringer „wieder öffentlich und gut sichtbar“ an einer Stelle im Bezirk anbringen ließe, „z.B. einer Gebäudefassade“. Zwar habe die Politik die autonome Entscheidung der Alice-Salomon-Hochschule respektieren müssen, das Gedicht von ihrer Wand zu entfernen, schreiben die Christdemokraten, doch wünschen sie sich nun ein „klares Bekenntnis des Bezirks zur grundrechtlich geschützten Kunst- und Kulturfreiheit“.

Eine Mehrheit ist durchaus möglich. Zwar sind in der BVV selten alle Verordneten anwesend und stimmen die Fraktionen nicht immer geschlossen. Allerdings gab es Kritiker der ASH-Entscheidung quer durch die politischen Lager. Im Idealfall sitzen 55 Mitglieder in der BVV. Die CDU verfügt bereits über elf Sitze. Der AfD-Fraktion, die von Beginn an die Entfernung von „avenidas“ verurteilt hatte, gehören 15 Verordnete an. Es ist naheliegend, dass sie den Antrag unterstützen wird, zumal ihr Fraktionsvize Werner Wiemann in einer mündlichen Anfrage wissen will, ob das Bezirksamt nicht noch eine Möglichkeit sieht, die Hochschule zum Umdenken zu bewegen. Wiemann trägt für gewöhnlich dick auf, spricht auch hier von einer „Zerstörung“ des Gedichts durch die natürlich „grundgesetzwidrige“ Übermalung. Doch die schärfste Formulierung brauchte er sich diesmal nicht selbst auszudenken, die bekam er direkt vom Vorposten der Wuhletal-CDU im Kanzleramt. Da taucht es wieder auf in der Anfrage des AfD-Verordneten, das Wort der Kulturstaatsministerin Monika Grütters von der: „Kulturbarbarei“.