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Schüler wollen längere Grünphase für Fußgänger

Veröffentlicht am 12.06.2018 von Ingo Salmen

Die Schülersprecher des Otto-Nagel-Gymnasiums Felix Degenhardt und Tim Niclas Demisch haben sich mit einem offenen Brief an die Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) gewandt. Sie fordern eine längere Grünphase für Fußgänger, an der Kreuzung der Bundesstraße B1/B5 mit der Braunsdorfstraße. Während die Schüler beim Überqueren nur zwischen 9 und 11 Sekunden Zeit haben, weshalb sie immer auf der Mittelinsel warten müssen, bleiben Autofahrern zwischen 63 und 86 grüne Sekunden, um diese Stelle zu passieren. „Wir brauchen für den Schulweg eine längere Fußgängerampelphase“, schreiben die Schülervertreter – mit Unterstützung der Eltern. Auch Tempo- und Rotlichtkontrollen seien nötig. Sie wollten nur Komfort, Sicherheit sei längst gegeben, habe der bisherige Chef der Verkehrslenkung, Axel Koller, ihnen mitgeteilt. Doch die Schüler berichten von wiederholten „Beinahe-Unfällen“.

Zwei Monate mussten sie auf eine Antwort warten. Doch jetzt nahm die Senatorin ausführlich Stellung zu ihrem Anliegen. Der Tenor des zweiseitigen Schreibens: Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Im Einzelnen liest sich das dann so: Sicherheit sei das „Leitmotiv“ der Verkehrslenkung, die Interessen der Beteiligten seien aber oft gegenläufig. Und auch klimatische Aspekte müsse sie berücksichtigen, kurz: die „Grüne Welle. Deshalb sei die Überquerung zu Fuß auch auf zwei Phasen ausgelegt. „Selbstverständlich nicht alle, aber viele Risiken entstehen dadurch, dass zu Fuß Gehende die im Straßenverkehr, insbesondere an großen Kreuzungen leider notwendige Geduld nicht aufbringen“, erklärt Günther. An der beklagten Kreuzung habe es die Verkehrslenkung leider mit „besonders ungünstigen Randbedingungen“ zu tun. Weil sich die Zahl der Fahrspuren dort stadteinwärts von drei auf zwei verringere, müsse man von „permanenter Stauanfälligkeit“ ausgehen, was „gerade in dem morgendlichen Spitzenverkehr“ (vulgo: Schulbeginn) „keine großen Spielräume für Unterbrechungen des Verkehrsflusses“ zulasse.

Das kann die Senatorin natürlich so nicht stehen lassen. Deshalb verweist sie abschließend noch auf das rot-rot-grüne Mobilitätsgesetz. „Meine Auffassung ist, dass in Berlin die alten Konzepte einer nur autogerechten Stadt ausgedient haben“, ergänzt Günther. „Im Zusammenhang mit dem Mobilitätsgesetz werden auch Maßnahmenpakete für den Fußverkehr geschnürt.“ Die Kreuzung am Otto-Nagel-Gymnasium könnte „möglicherweise“ für eine Modernisierung der Ampel in Frage kommen – damit Fußgänger per Knopfdruck anfordern können. Doch der Brief der Senatorin endet mit einer Enttäuschung: „Ganz aktuell gibt es […] allerdings keine Entwürfe, diese spezifische Kreuzung umzuplanen.“