Namen & Neues
Der Osten als Schlusslicht beim Radverkehr
Veröffentlicht am 09.10.2018 von Ingo Salmen
Werden die Ostbezirke Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick bei der Umsetzung des Mobilitätsgesetzes vom Land vernachlässigt? Das beklagt die Sprecherin des Fahrrad-Netzwerkes Treptow-Köpenick, Sophie Lattke. Von Pilotprojekten wie geschützten Radstreifen oder Parkplatz-Begrünungen profitierten bislang vor allem Innenstadtbezirke wie Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg, schreibt Kollege Thomas Loy in unserem Newsletter für den Nachbarbezirk.
„Prestige wird oft nur für die Innenstadt vorgesehen“, sagt dazu der Biesdorfer Pascal Grothe, der sich in der bezirklichen Verkehrspolitik engagiert – und verweist auf einen Tagesspiegel-Artikel von 2014, demzufolge die BVG auf der Linie 192 zwischen Friedrichsfelde-Ost und S-Bahnhof Marzahn E-Busse testen wollte, dann aber die Linie 204 zwischen Bahnhof Zoo und Südkreuz vorzog. Der nach einem Jahr in Aussicht gestellte Umzug zur Marzahner Verbindung sei bis heute nicht erfolgt.
Beim Radverkehr könnte es noch einen anderen Grund geben: Im Osten fehlt die Lobby. In Treptow-Köpenick, vermutet Radaktivistein Lattke, gebe es einfach nicht genügend Radfahrer, die Druck auf die politischen Entscheidungsträger machen könnten. Glaubt man einer Erhebung der Berliner Verkehrslenkung, ist Marzahn-Hellersdorf sogar Schlusslicht beim Radverkehr. Eine von landesweit 17 Zählstellen zur Messung des Verkehrsaufkommens liegt in der Biesdorfer Alberichstraße, wie die „Morgenpost“ berichtet. Im Durchschnitt sind dort 563 Radfahrer am Tag unterwegs – der letzte Platz in Berlin. „In manchem Außenbezirk wie Marzahn-Hellersdorf möchte man derzeit kaum Rad fahren“, sagte Nikolaus Linck vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club den Kollegen. „Dort gibt es vielerorts keine ordentlichen Radwege, die Menschen fühlen sich zwischen den Autos unsicher auf der Straße, lassen das Rad eher stehen.“
Stichwort Schlusslicht: Das ist Marzahn-Hellersdorf auch beim Tourismus. Selbst im IGA-Jahr 2017 weist die Statistik lediglich 239.000 Übernachtungen aus. Was jedoch auch die Frage aufwirft: Wo sind die überhaupt alle untergekommen?