Namen & Neues

Ganz große Koalition für eine BVG-Seilbahn

Veröffentlicht am 16.10.2018 von Ingo Salmen

Wird die Seilbahn, die für die IGA an den Kienberg gebaut wurde, bald Teil des öffentlichen Nahverkehrsangebotes? Was im Bezirk seit dem vergangenen Jahr parteiübergreifend gefordert wird, nimmt nun auch auf Landesebene konkrete Züge an. Im Abgeordnetenhaus zeichnet sich eine ganz große Koalition dafür ab. Den Anstoß gab der SPD-Kreisverband, dessen Antrag mittlerweile auch vom SPD-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Raed Saleh, unterstützt wird. Die Fachleute für Verkehr und Stadtentwicklung haben sich vergangene Woche einstimmig dafür ausgesprochen. Jetzt soll die Fraktion beraten, um anschließend die Koalitionspartner Linke und Grüne einzubeziehen. Das teilte die Abgeordnete und Kreisvorsitzende Iris Spranger mit.

Auch die CDU hat nun schnell gehandelt und einen eigenen Antrag fürs Abgeordnetenhaus formuliert: Demnach soll die BVG das Eigentum an der Seilbahn übernehmen und eine Nutzung mit VBB-Fahrscheinen ermöglichen. In der Begründung führen die Christdemokraten die dadurch entstehende Verbindung zwischen Hellersdorf und Marzahn und den „hohen touristischen Wert“ an.

Linke und Grüne befürworten ebenfalls die Einbindung in den ÖPNV – allerdings unter Vorbedingungen. Der Senat müsse „ein konkretes Konzept vorlegen und darlegen, welche Bedingungen, sowohl was das Personal als auch die Finanzen angeht, dafür erfüllt werden müssen“, sagt der Hellersdorfer Linken-Abgeordnete Kristian Ronneburg. „Dann lässt sich eine Entscheidung darüber treffen.“ Der Grünen-Abgeordnete Stefan Ziller moniert, dass der Senat bis heute keine Analyse für eine Einbindung der Seilbahn in den öffentlichen Nahverkehr vorgelegt hat. „Der grünen Fraktion im Abgeordnetenhaus fehlt in meinen Augen eine belastbare Entscheidungsgrundlage“, sagt er. Aus Zillers Sicht sollte diese Prüfung auch eine mögliche Streckenverlängerung einschließen. Sein Vorschlag: eine dreijährige Testphase als BVG-Seilbahn, am besten ab 2019. „Jeder weitere Zeitverlust ist kontraproduktiv.“

Der Senat hatte eine Seilbahn als Teil des ÖPNV im Nahverkehrsplan kategorisch ausgeschlossen. Im vergangenen Jahr hatte er noch eine gründliche Untersuchung angekündigt, während die Seilbahn zunächst von der Leitner AG weiter betrieben wird. Nach Ronneburgs Angaben befasst sich die Facharbeitsgruppe für die Weiterentwicklung des VBB-Tarifs mit dieser Frage. „Insofern läuft dieser Prozess auch bereits.“ Beim Nahverkehrsplan handele es sich bisher nur um einen Entwurf, betont der Linken-Abgeordnete. Das letzte Wort ist dort also noch nicht gesprochen.

Wer einen langfristigen Erhalt der Seilbahn auch propagiert: die Grün Berlin als Betreiberin der Gärten der Welt. „Wenn die Seilbahn nicht bleiben sollte, verlieren wir nicht nur einen ganz besonderen Anziehungspunkt, sondern die Verkehrssituation im Gebiet wird sich massiv verschlechtern“, zitiert „LiMa+“ den Geschäftsführer Christoph Schmidt. Hintergrund ist die Anreise über die U5 bis zur Haltestelle „Kienberg (Gärten der Welt)“ auf Hellersdorfer Seite. Von dort bietet sich eine Seilbahnfahrt an, um zum Haupteingang der Gärten der Welt am Blumberger Damm in Marzahn zu gelangen. Eine Untersuchung über all diese Beziehungen durch die Senatsverkehrsverwaltung steht allerdings noch aus.

Eine Alternative schlägt Newsletter-Leserin Karola Albrecht vor. „Wenn es nach mir ginge, hätten wir bereits Anfang der 90er Jahre das Projekt Magnetschwebebahn verwirklicht, schreibt sie, „oben fährt die Schwebebahn, darunter gibt es auf großen Magistralen die Radwege und auch für den Individualverkehr ist noch Platz. Und sauber ist diese Art der Fortbewegung auch noch. Wäre doch mal was für unsere Verkehrspolitiker zum Nachdenken.“ Alles Stoiber, oder was? Eine Versuchsstrecke gab es tatsächlich einmal in Berlin (hier die Beweisfotos).