Namen & Neues

Ärger um Umzug der Mozartschule nach Mahlsdorf

Veröffentlicht am 12.02.2019 von Ingo Salmen

„Geht’s noch“, „absolut indiskutabel“, „Assis“: Die Entscheidung, die Sekundarstufe I der Hellersdorfer Mozartschule für zwei Jahre an die noch weitgehend leerstehende neue Oberschule in Mahlsdorf zu verlegen, hat heftige Reaktionen hervorgerufen. Schulstadtrat Gordon Lemm (SPD) hatte diese Übergangslösung, wie berichtet, kürzlich verkündet, damit die Sanierung der Gemeinschaftsschule beginnen kann. Doch viele Eltern in Mahlsdorf fühlten sich davon offenbar überrumpelt, wie etwa die Kommentare bei „Mahlsdorf live“ auf Facebook zeigen – zumal in dieser Woche die Anmeldung für die Oberschulen beginnt. Bekanntlich steht der Integrierten Sekundarschule (ISS) im Sommer ihr erstes Schuljahr bevor.

Die CDU griff die Befürchtungen umgehend auf. Der örtliche Abgeordnete Mario Czaja kritisierte, dass es dem Bezirksamt nicht gelungen sei, einen Ausweichstandort in der Nähe der Mozartschule zu finden. Außerdem zweifelte er an, dass es der neuen ISS, wenn sie sich die Räume mit der Mozartschule teilt, überhaupt gelingen könnte, ein eigenes Schulprofil zu entwickeln. Schließlich sei gar nicht klar, ob das Gebäude nicht spätestens zum zweiten der beiden gemeinsamen Schuljahre überfüllt sein könnte – wenn es nicht sogar von Beginn an so sein dürfte. Auf Czajas Website veröffentlichte außerdem Jana Löschke von der Gesamtelternvertretung der Kiekemal-Grundschule eine Mail an Lemm: Darin äußerte sie die Sorge, der Ruf der ISS werde jetzt „langfristig“ beschädigt und das Projekt „drastisch“ darunter leiden.

Hintergrund dieser Sorgen ist das Image der Mozartschule. Die Hellersdorfer Gemeinschaftsschule war in der Vergangenheit immer wieder durch ausufernde Gewalt aufgefallen, vor drei Jahren gab es sogar einen „Brandbrief“, der an Verhältnisse erinnerte, wie sie einst an der Neuköllner Rütli-Schule herrschten, die bundesweit Schlagzeilen machte. Lemm hingegen betont, dass die Mozartschule dank vielfältiger Unterstützung „auf einem guten Weg“ sei, die Gewaltzahlen sind inzwischen zurückgegangen. Dass die ISS unter einem Dach mit der Mozartschule nicht ihr Profil entwickeln könne, teilt Lemm ebensowenig – beide Schulen seien unabhängig voneinander organisiert.

Schließlich die Frage der Überfüllung: Ein Blick in die Oberschulbroschüre des Bezirks (hier als PDF) legt das tatsächlich nahe. Die Kapazität der ISS ist dort mit 450 Schülern angegeben. Die ISS soll mit fünf siebten und drei achten Klassen starten; von der Mozartschule sollen 13 Klassen nach Mahlsdorf umziehen (ursprünglich hatte Lemm von 15 gesprochen). Bei sämtlichen Klassen kalkuliert das Schulamt mit einer Maximalgröße von 25 Schülerinnen und Schülern. Das würde in Summe bereits im Schuljahr 2019/20 eine kombinierte Schülerzahl von ISS und Mozartschule von bis zu 525 bedeuten; ab 2020/21 durch vier weitere siebte ISS-Klassen sogar bis zu 625. Lemm zufolge handelt es sich bei der Angabe aus der Oberschulbroschüre allerdings um einen Fehler. Die ISS sei auf 550 Schülerinnen und Schüler im Normalbetrieb ausgelegt, die Räume seien außerdem groß und zahlreich genug, um auch die zusätzlichen Kinder aufzunehmen.

Um die Fragen politisch aufzuarbeiten, hat die CDU eine Sondersitzung des Schulausschusses für diesen Donnerstag, 14. Februar, beantragt. Sie findet ab 18 Uhr im Hellersdorfer Rathaussaal, Alice-Salomon-Platz 3, statt. Dann soll neben Lemm auch Immobilienstadträtin Juliane Witt (Linke) zur Frage anderer Ausweichstandorte für die Mozartschule Stellung nehmen. Lemm sagte dazu am Dienstag, das Schulamt habe jetzt handeln müssen, weil der Standort Sebnitzer Straße nicht rechtzeitig fertig wird. Linksfraktion und SPD-Fraktion riefen dazu auf, zwischen den Stadtteilen Solidarität walten zu lassen.