Namen & Neues

Der große Kita-Plan: Alle Vorhaben bis 2020 in der Übersicht

Veröffentlicht am 19.02.2019 von Ingo Salmen

Eines der Mega-Themen in der wachsenden Stadt Berlin ist die Kinderbetreuung. Der erste Weg von jungen Eltern nach der Geburt führt oft zur Kita oder besser: mehreren Kitas, um schon mal einen Platz zu reservieren. Der Zuzug in der Hauptstadt, der Wandel der Arbeitswelt, neue Lebensmodelle und ein Rechtsanspruch auf Betreuung haben die Nachfrage in den vergangenen Jahren enorm steigen lassen. Der Bedarf ist groß – und kann derzeit nicht gedeckt werden. Das gilt auch für Marzahn-Hellersdorf. Gemessen an den Kindern, denen ein Platz zusteht, geht der Bezirk derzeit von einer Versorgungslücke von 500 Plätzen aus. Bis 2020 wird die Nachfrage weiter steigen – sowie der Fehlbedarf der Prognose zufolge auf 1000 Plätze. Es mangelt übrigens nicht nur an Gebäuden. Aktuell ist der größte Engpass aufs Personal zurückzuführen. Rund 300 Plätze, die baulich vorhanden wären, können im Moment nicht belegt werden, weil Fachkräfte fehlen. In absoluten Zahlen: Aktuell gibt es in Marzahn-Hellersdorf 118 Kindertagesstätten mit 12.676 angebotenen Plätzen – während eigentlich Platz für 12.911 Kinder wäre.

Der Mangel darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich in den vergangenen Jahren viel getan hat. Ende 2007 gab es im Bezirk lediglich 66 Kitas mit 8400 Plätzen. Praktisch jeden Monat gibt es inzwischen eine Eröffnung zu feiern. Im Jahr 2019 waren es bereits zwei: in der Bütower Straße 8 in Mahlsdorf (120 Plätze) und eine Erweiterung in der Heinrich-Grüber-Straße 12 b in Kaulsdorf (30 Plätze). Sechs Eröffnungen stehen nach Angaben des Bezirksamts in diesem Jahr noch bevor: in Marzahn Kienbergstraße 2-3, Marzahner Promenade 43 und eine Erweiterung der Rudolf-Leonhard-Straße 10, in Hellersdorf Cottbusser Platz 10, in Biesdorf eine Erweiterung der Oberfeldstraße 190, in Mahlsdorf die Dirschauer Straße 7.

2020 soll das Tempo dann noch einmal erhöht werden. Nach den gegenwärtigen Planungen sollen dann 27 Kitas eröffnet oder erweitert werden. In Marzahn wären das: Wörlitzer Straße, Merler Weg, Prötzeler Ring 31, Oberweißbacher Straße 10, Karl-Holtz-Straße und Mehrower Allee. In Hellersdorf: Janucz-Korczak-Straße, Hellersdorfer Straße 173, Teupitzer Straße 6-8, Zerbster Straße 33, Havelländer Ring 60, Teterower Ring, Kummerower Ring 40, Cecilienstraße, Peter-Huchel-Straße 35, Schneeberger Straße 21, Nossener Straße 87-89 und die Rathener Straße. In Biesdorf: Kohlweißlingstraße 30 und Blumberger Damm 2. In Kaulsdorf: Fichtenstraße 22, Bauerwitzer Weg 33, Grottkauer Straße 33 und Birkenstraße 56. In Mahlsdorf: Pilgramer Straße 309-313, Hultschiner Damm 1 und Donizettistraße.

Rund 2400 neue Plätze sollen in beiden Jahren entstehen. Einzelne Angaben zu den Einrichtungen macht das Bezirksamt nicht, die können sich genauso verändern wie Eröffnungstermine. Auf die Stadtteile umgerechnet heißt das aber: 530 zusätzliche Plätze in Marzahn, 900 zusätzliche in Hellersdorf, 205 in Biesdorf, 350 in Kaulsdorf und 444 in Mahlsdorf. Einen Rückschlag gab es vergangene Woche für das Vorhaben des Trägers Traumzauberland: Die Vergabe des Grundstücks in der Fichtenstraße wurde auf Landesebene noch einmal zurückgestellt, wie die CDU mitteilte. Der Träger will in Kaulsdorf, wie berichtet, baldmöglichst einen Ersatz für ein Objekt im Köpenicker Innovationspark Wuhlheide Köpenick schaffen, das er Ende 2019 aufgeben muss.

Das Hin und Her zwischen den Bezirken verweist übrigens noch auf einen anderen Aspekt. Bei 2400 neuen Plätzen bis Ende 2020 müsste der Fehlbedarf von 1000 Plätzen ja locker zu decken sein, wenn der Bedarf gleichzeitig nur auf 13.300 Plätze steigt. „Sollten alle geplanten Maßnahmen für den Bezirk Marzahn-Hellersdorf umgesetzt werden und auch mit Personal besetzt werden können, hätte der Bezirk in der Tat ein rechnerisches Überangebot“, sagt Familienstadtrat Gordon Lemm (SPD) dazu. „Da dies aber in den Nachbarbezirken nicht der Fall sein wird, gehen wir davon aus, dass diese Plätze auch zum größten Teil belegt sein werden.“ Außerdem wolle das Bezirksamt den Eltern „eine wirkliche Wahlfreiheit“ ermöglichen, statt nur irgendeinen Platz zu ergattern.

Was Wahlfreiheit und Flexbilität auch erhöhen könnte: die Kindertagespflege im privaten Umfeld zu fördern, die im Osten der Stadt traditionell nicht so stark entwickelt ist. „Ich habe gerade veranlasst, dass die Koordination der Tagespflege im Jugendamt ausgebaut wird und eine zusätzliche Stelle erhält“, teilt Lemm dazu mit. „Wir erwarten uns davon eine deutliche Erhöhung der hier angebotenen und nachgefragten Plätze.“ Die Tagespflege sei „eine mindestens gleichwertige Form“ der Kinderbetreuung, „die der Gesetzgeber zurecht den Kitas gleichgestellt hat“. Um den Personalmangel in der Kinderbetreuung zu beheben, sieht Lemm Land und Träger in der Pflicht. „Hier geht es nicht nur um Geld, sondern um Weiterbildungen, gesellschaftliche Anerkennung, weg von den ‚Basteltanten‘, und interessante pädagogische Angebote und Gestaltungsspielräume“, sagt er. Eine bessere Bezahlung durch das Land Berlin wäre aber auch ein Signal.

Wer aktuell einen Kitaplatz sucht, findet übrigens auf der Website des Bezirksamts Informationen zu Einrichtungen in seiner Nähe.