Namen & Neues
Senat wollte Mozartschüler nicht in Mahlsdorf haben
Veröffentlicht am 21.05.2019 von Ingo Salmen
In Berlin gibt es nicht genug Plätze für Siebtklässler. Als am Freitag die Bescheide an Familien geschickt werden sollten, welche Schule die Kinder ab dem Sommer besuchen werden, stand das für rund 100 Grundschulabgänger noch nicht fest. Die meisten, etwa drei Viertel, kommen aus Treptow-Köpenick, weitere aus Lichtenberg. Eine Krisensitzung am Freitag brachte noch keine Lösung, ebensowenig ein weiteres Treffen am Montag. Zuvor war bereits bei einer „Ausgleichskonferenz“ Anfang Mai der Versuch gescheitert, die fehlenden Plätze zu organisieren. Nach Informationen von Tagesspiegel-Schulexpertin Susanne Vieth-Entus forderte die Senatsbildungsverwaltung bei diesem Treffen, dass Marzahn-Hellersdorf einspringen müsse – weil gerade in Mahlsdorf die neue Integrierte Sekundarschule (ISS) fertiggestellt worden sei.
Das durchkreuzte jedoch die Pläne des Bezirks. Bildungsstadtrat Gordon Lemm (SPD) will in der ISS bekanntlich Schüler der Hellersdorfer Mozartschule unterbringen, während dort ein Gebäude saniert wird. Das allein führt schon zu einer Überbelegung. Die Bildungsverwaltung belehrte ihn aber dahingehend, dass die neue Schule nicht als Auslagerungsstandort gedacht sei: Er müsse kooperieren und die noch nicht versorgten Schüler den Hellersdorfer Kindern vorziehen. Das lehnte Lemm ab, denn alle anderen Anläufe, die Mozartschüler für die zweijährige Dauer der Sanierung auszuquartieren, hatten keinen Erfolg gehabt. Seine verspätet getroffene Entscheidung, die ISS dafür zu nutzen, hatte im Februar bereits zu erheblichen Verwerfungen geführt. Neben einer scharf geführten politischen Debatte, gab es massive Kritik von Eltern aus Mahlsdorf, erst kurz vor dem Anmeldezeitraum für die Oberschulen von diesem Plan erfahren zu haben. Wiederholt war auch zu hören, dass Eltern ihre Kinder nun lieber nach Köpenick schicken würden – wo jetzt die meisten Plätze fehlen.
In der Notsitzung am Freitag unter Leitung der neuen Staatssekretärin Beate Stoffers (SPD) verständigten sich die Beteiligten zumindeste auf eine Prüfung verschiedener Optionen: eine weitere Klasse an einer noch nicht genannten Marzahn-Hellersdorfer Schule, ein Schüler mehr pro Klasse an einigen Schulen in Treptow-Köpenick sowie die Verlagerung einzelner Willkommensklassen an Oberstufenzentren oder andere zentral verwaltete Schulen des Landes. Übers Wochenende konnten die Prüfaufträge jedoch noch nicht abgeschlossen werden. – Ingo Salmen
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