Namen & Neues

Die Grün Berlin: Ein Seilbahnbetreiber ohne Zukunft

Veröffentlicht am 16.07.2019 von Ingo Salmen

Das ist eine dicke Überraschung – nicht so sehr das Ob, sondern das Wie: Die rot-rot-grüne Koalition hat ganz plötzlich beschlossen, in den Doppelhaushalt 2020/21 Gelder für den Weiterbetrieb der Marzahner Seilbahn einzustellen. Für das Jahr 2021 stünden 1,053 Millionen Euro bereit, teilten die örtlichen Abgeordneten Stefan Ziller (Grüne) und Kristian Ronneburg (Linke) jetzt übereinstimmend mit. Dass es jetzt so schnell ging, hat einen Grund: Mit den Mitteln soll Vorsorge für den Notfall getroffen werden, dass die Leitner AG nach Ende der Garantielaufzeit 2020 wider Erwarten nicht von ihrer Option auf Verlängerung Gebrauch macht – und die Seilbahn dann plötzlich stillstehen würde. Das ist ein klares Bekenntnis des Landes zum Erhalt der Marzahner Attraktion.

Foto: Kitty Kleist-Heinrich

In die Zukunft weist diese Entscheidung dennoch nicht: Denn die Million ist für die Grün Berlin reserviert – und der landeseigene Parkbetreiber ist nicht gerade der geborene Seilbahnunternehmer. Wenn die von der Bezirkspolitik gewünschte Integration in den öffentlichen Nahverkehr erfolgen soll, kommt kaum ein anderer Betreiber als die BVG in Betracht. Sie bringt die technische Expertise für Verkehrssysteme mit und könnte als fester Bestandteil des komplexen Ticketsystems im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) auch die wirtschaftliche Seite problemlos managen. Die Grün Berlin mag als Retter in der Not geeignet sein. Im Dauerbetrieb wäre die Seilbahn unter ihrer Regie nicht mehr als eine touristische Insellösung. Also genau so, wie die Verkehrsverwaltung sie charakterisiert hatte – bis sie die Formulierung auf Druck der Landespolitik im Nahverkehrsplan streichen musste.