Namen & Neues

An drei Schulen gibt es Probleme mit kostenlosem Mittagessen

Veröffentlicht am 23.07.2019 von Ingo Salmen

Die größte Herausforderung, vor der Berlins Grundschulen in diesem Sommer stehen, hat nichts mit dem Unterricht zu tun. Sie betrifft die Verpflegung der Schülerinnen und Schüler. Denn mit Beginn des neuen Schuljahres gibt es an allen Grundschulen ein kostenloses Mittagessen – oder wie die rot-rot-grüne Koalition es nennt: ein kostenbeteiligungsfreies Mittagessen. Das Bandwurmwort, für Erstklässler wohl zu kompliziert, soll signalisieren: Hey, liebe Eltern, das Essen fällt nicht plötzlich vom Himmel, das Land Berlin zahlt es für euch!

Nur wurde die Segnung relativ kurzfristig eingeführt, weshalb Schulen und Bezirksämter seit einigen Monaten rotieren, um sich auf die zu erwartende höhere Nachfrage einzustellen. Marzahn-Hellersdorf hat deshalb zweimal, im März und im Mai, zu einer „Regionalwerkstatt Mittagessen“ geladen. Das Ergebnis: „Die überwiegende Mehrheit der Schulen sollte dabei ohne Probleme die Umsetzung des Anspruches garantieren können.“ Das teilte Staatssekretärin Sigrid Klebba (SPD) jetzt auf Anfrage der sozialdemokratischen Bildungspolitikerin Maja Lasic mit (hier die Antwort als PDF).

An drei Schulen zeichnen sich jedoch Probleme ab: Wie Klebba unter Berufung auf das Bezirksamt berichtete, wurde für die Johann-Strauß-Grundschule in Biesdorf, die Beatrix-Potter-Grundschule in Hellersdorf und die Franz-Carl-Achard-Grundschule in Kaulsdorf „ein erhöhter Unterstützungsbedarf festgestellt“. Dort könne – Achtung, Erstklässler! Eine Formulierung zum Niederknien! – „nur mit vorläufigen Übergangslösungen“ der Rechtsanspruch eingelöst werden. „Hier sind in der Zukunft weitere Maßnahmen der räumlichen Entlastung sowie der Verstetigung von regelhaften Lösungen erforderlich.“

Wie lange diese Schulen mit Provisorien leben müssen, bleibt offen. Das Papier ist mal wieder ein Musterbeispiel für Mitteilungen der Verwaltung ans Parlament, die mehr Fragen aufwerfen, als sie beantworten. Bei allen drei Schulen ist „auch mittel- und langfristig“ die Ausstattung „mit platzsparenden Stühlen“ und in zwei Fällen auch entsprechenden Tischen vorgesehen. Bei der Strauß-Grundschule gibt es demnach „Vorschläge zur Auslagerung der Mittagessenversorgung auf andere Örtlichkeiten (z.B. benachbarte Schulgebäude, öffentliche Einrichtungen; Suche nach geeigneten Grundstücken für ev. erforderlichen Ergänzungsbau)“, für die Potter-Grundschule regt der Bezirk „bauliche Maßnahmen zur Vergrößerung der Mensa“ an und für die Achard-Grundschule eine „neue Mensa durch Erweiterungsbau“. Wann die Anschaffung des Mobiliars erfolgen soll, ob es für die Baumaßnahmen schon konkrete Planungen gibt und wann mit einer Umsetzung zu rechnen ist, erfahren wir nicht.

Auch die organisatorischen Maßnahmen sind einigermaßen unscharf umrissen: „Weitere Staffelung der Essenszeiten; Verlängerung der 2. Hofpause um 10 min; Verlängerung der Essensausgabezeit bis 13.30 Uhr; 1 weiterer Raum wird für die Esseneinnahme genutzt“, heißt es für die Strauß-Grundschule. Was das für den Unterricht bedeutet und woher der weitere Raum kommt, ist ungewiss. „Mittagessen wird über ein Buffet angeboten“, teilen Land und Bezirk für die Potter-Grundschule mit. Die fantasievollste Formulierung findet sich jedoch für die Achard-Grundschule: „Durchgehende Rhythmisierung“ und „Installation eines Spülautomaten“ sollen dort helfen. Das müssen die „kreativen Lösungen“ sein, die Schulstadtrat Gordon Lemm (SPD) schon im Frühjahr angekündigt hatte.

Was erstaunt: Damals war von vier Grundschulen mit Problemen bei der Essensversorgung die Rede – und es waren zum Teil andere. Strauß- und Achard-Grundschule nannte Lemm bereits im Frühjahr, die Potter-Grundschule hingegen galt damals noch nicht als „besonders herausfordernd“. Dafür fielen seinerzeit beim „Screening“ auch die Bücherwurm-Grundschule in Hellersdorf und die Kolibri-Grundschule in Hellersdorf durch, die in der Senatsantwort jetzt gar nicht mehr erwähnt werden. Was es damit auf sich hat, versuchen wir in nächster Zeit noch genauso zu klären wie die übrigen offenen Fragen.