Namen & Neues
Solarcity Berlin: Vielleicht auch auf den Dächern der U5-Bahnhöfe
Veröffentlicht am 10.09.2019 von Ingo Salmen
Was tun, wenn aus der Lausitz keine Kohle mehr kommt? Der rot-rot-grüne Senat will den Berliner*innen dann aufs Dach steigen. Also nicht wörtlich und auch nicht bildlich. Aber er hat die Dächer der Hauptstadt für die Energieerzeugung ins Auge gefasst. Die Wirtschaftsverwaltung unter Senatorin Ramona Pop (Grüne) hat einen Plan geschaffen, der bis 2050 die Potenziale für Photovoltaik auf den Häusern Berlins so ausnutzt, dass ein Viertel des Strombedarfs der Stadt aus Sonnenenergie gedeckt werden kann. Das geht aus dem „Masterplan Solarcity Berlin“ hervor, den Pop am Montag vorgestellt hat und den mein Kollege Kevin P. Hoffmann im Tagesspiegel vorab schon auswerten konnte.
Nun kommen einem in Marzahn-Hellersdorf die dollsten Sachen in den Kopf, wenn es um Photovoltaik geht: Vor Jahren gab es schon mal den hoffnungsvollen Solarzellen-Hersteller Inventux in Marzahn, der aber auch vor Jahren pleite ging. Und dann wäre da auch noch der Cleantech-Businesspark, der für diese Zukunftsindustrie … ach, lassen wir das. Schauen wir in den Masterplan: Als „Maßnahme mit höchster Priorität“ ist dort der Bau von Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden des Landes und der Bezirke verzeichnet. Auf Schulen, Hochschulen, Kindergärten, Rathäusern, Feuerwachen sollten die vorhandenen Potenziale so weit wie möglich ausgereizt werden – entweder durch Nachrüstung oder, etwa bei der Schulbauoffensive, durch konsequente Planung beim Neubau. Die Bezirke sollen dafür „Solarausbaupläne“ entwickeln, die jährliche Ziele für die Installation beinhalten.
Erste Schritte hat Marzahn-Hellersdorf schon gemacht: Zusammen mit den Stadtwerken bekommen das Haus der Gesundheit und sechs Schulen bekanntlich Photovoltaik-Anlagen; ein weiteres Paket ist in Vorbereitung. Eine weitere konkrete Idee wirft jetzt die SPD ein: Die Dächer der U5-Bahnhöfe sollen mit Solaranlagen ausgestattet werden. Das hat zumindest der Kreisverband am Wochenende in einem Antrag für den Landesparteitag im Oktober beschlossen, die Dächer der U5-Bahnhöfe mit Solaranlagen. Aufgelistet sind die Stationen Biesdorf-Süd, Elsterwerdaer Platz, Wuhletal, Kaulsdorf-Nord, Kienberg (Gärten der Welt), Cottbusser Platz, Hellersdorf, Louis-Lewin-Straße und Hönow, wobei der Bahnhof Wuhletal als größte Umsteigestation zuerst damit ausgerüstet werden soll. Wo es technisch nicht möglich ist, soll die BVG die Dächer begrünen. Das Ganze ist als Modellversuch gedacht: „Nach erfolgreichem Pilotprojekt soll das Vorhaben auf alle geeigneten Berliner Bahnhofsgebäude in öffentlicher Hand ausgeweitet werden können“, heißt es in dem Antrag.
Moment, könnte es da nicht ein Problem mit dem Denkmalschutz geben? Vor zwei Jahren wurde schließlich bekannt, dass die Bahnhöfe der U5 für künftige Generationen in ihrer Form erhalten werden sollen; es handelt sich um die einzige in der DDR neu gebaute U-Bahnlinie. In der Zwischenzeit hat man nicht mehr viel von dem Vorhaben gehört. Anruf beim Landesdenkmalamt: Das Verfahren läuft noch. „Wir sind sehr gründlich“, sagt Sprecherin Christine Wolf, erreichbar per U5 bis Alexanderplatz. Bei komplexeren Vorhaben könne dieser Prozess durchaus einige Jahre dauern, weil der Denkmalwert genau geprüft und dokumentiert werden müsse.
Von diesem Schritt zu unterscheiden sei allerdings die zweite Stufe: die Frage, wie mit dem Denkmal künftig umgegangen werden solle. „Das ist auf jeden Fall ein getrenntes Verfahren“, sagt Wolf. Ob ein Vorhaben wie die Begrünung von Dächern und die Installation von Solaranlagen im Konflikt stehe, lasse sich nicht pauschal vorab sagen. Vielmehr müssten die konkreten Vorstellungen abgeglichen werden. Und wenn die BVG jetzt ganz schnell bepflanzt und montiert? Ob das Verfahren zur Unterschutzstellung bereits vor Veränderungen bewahrt, konnte Wolf zunächst nicht sagen.