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Probleme mit DDR-Beton: Schwimmhalle am Helene-Weigel-Platz bleibt bis Ende 2020 geschlossen

Veröffentlicht am 28.01.2020 von Ingo Salmen

Ein weiterer Schlag für die Schwimmfreunde im Bezirk. Die Berliner Bäderbetriebe haben mitgeteilt, dass die Sanierung der Schwimmhalle „Helmut Behrendt“ am Helene-Weigel-Platz sich erheblich verlängert – nämlich voraussichtlich bis Ende des Jahres 2020. Der Plan, lediglich eine Edelstahlwanne in das bestehende Becken einzubauen, nachdem sich Fliesen gelöst hatten, hat sich zerschlagen. Inzwischen habe sich herausgestellt, dass der Betonunterbau des Beckens so porös sei, dass das Becken nun teilweise zurückgebaut und neu betoniert werden müsse, hieß von den Bäderbetrieben. Die Halle ist seit dem vergangenen Frühjahr geschlossen. Eigentlich sollte die Edelstahlwanne bis zum Herbst 2019 eingebaut werden. Doch im Sommer zeigte sich, dass unter den Fliesen auch Estrich und Abdichtung des Beckens schadhaft waren, sodass bereits eine Verzögerung bis Ende März 2020 verkündet worden war. Auch das ist jetzt hinfällig. Denn der Schaden reicht noch tiefer

Als der Beckenkopf abgenommen wurde, um die Edelstahlwanne einhängen zu können, seien den Arbeitern die Fliesen praktisch entgegen gefallen, sagt Bädersprecher Matthias Oloew. Damit sei klar, dass die Fliesen, anders als geplant, nicht unter der Wanne würden verbleiben können. Die Folge war die erste Verschiebung der Wiedereröffnung. Hätte das nicht ein Anlass für weitere Prüfungen sein müssen? „Wenn Fliesen nicht halten, ist nicht gleich der Beton schadhaft“, verteidigt Oloew das Vorgehen des Landesunternehmens. Eine Prüfung des Betons würde normalerweise durch eine Kernbohrung vorgenommen. Darauf habe man verzichtet, weil dann die Dichtigkeit des Beckens nicht mehr garantiert werden könne – und auch höhere Kosten entstanden wären.

„Man kann davon ausgehen, dass Beton über hundert Jahre hält“, sagt Oloew. Dass das Bad aus den 80er-Jahren schon marode sei, habe man nicht geahnt – und deshalb vorher kein Gutachten erstellt. Oloew gestand ein, dass man nach den Erfahrungen am Helene-Weigel-Platz künftig eher erwägen könnte, den Beton zu untersuchen. Völlig neu sind Probleme mit dieser Halle nicht. Schon bei der ersten großen Sanierung vor etwas mehr als zehn Jahren gab es Überraschungen. „Bei der Sauna fehlte ein Teil der Bodenplatte“, erinnert sich Oloew. „Da war einfach Märkischer Sand.“ Als jetzt die Schächte für neue Einströmkanäle zur Wasserzufuhr ausgefräst wurden, zeigte sich der schlechte Zustand des Betons im Becken: In der zweituntersten Schicht des Bodens war fast keine Stahlbewehrung enthalten.

Nicht Pfusch am Bau, sondern Not am Bau könnte der Grund gewesen sein, vermutet Oloew, Materialmangel in der DDR-Wirtschaft Mitte der 80er-Jahre. Die Bauleute hätten einigen Erfindungsreichtum haben müssen, um die Halle überhaupt errichten zu können, sagt Oloew. Bei der kürzlich kernsanierten Schwimmhalle in Buch sei dagegen alles bestens gewesen. „Dort hält der Beton noch hundert Jahre“, sagt der Bädersprecher. „Wir durften davon ausgehen, dass auch DDR-Beton hält“, meint er im Hinblick auf die Halle am Helene-Weigel-Platz. „In diesem Fall hatten wir einfach Pech.“

Welche Mehrkosten dadurch entstehen, werde derzeit noch geprüft, sagt Oloew – genauso wie die Frage, welche andere Maßnahme dafür im Investitionsprogramm der Bäderbetriebe in den kommenden Jahren zurückgestellt werden kann. Verschoben wird in jedem Fall die eigentlich für Juni geplante technische Schließzeit der Schwimmhalle in Kaulsdorf, um im Sommer wenigstens ein Bad im Bezirk durchgängig offen halten zu können. Stattdessen sollen die notwendigen dreiwöchigen Wartungsarbeiten im Oktober vorgenommen werden, die Herbstferien eingeschlossen, damit Vereine und Schulen nicht zu sehr leiden müssen.