Namen & Neues

Doppelmord an Mutter und Tochter bleibt weiterhin ungeklärt

Veröffentlicht am 10.03.2020 von Paul Lufter

In der vergangenen Woche berichteten wir über den grausamen Mord an einer Mutter und ihrer Tochter in einem Mietshaus in der Wörlitzer Straße. Noch immer liegen die Hintergründe der Tat im Dunkeln. Der Ehemann Ahmad Z. fand seine Tochter tot im Badezimmer, anschließend brach er psychisch zusammen. Für die Tat findet er keinerlei Erklärung, wie er meinem Kollegen Thomas Loy erklärt. Vor seiner Flucht nach Deutschland habe er nicht, wie es in Medienberichten heißt, als Dolmetscher für die US-Armee gearbeitet, sondern als Sozialarbeiter. Ein Racheakt der Taliban macht für ihn als Hypothese keinen Sinn.

Ende 2014 war Z. mit seiner Familie nach Deutschland geflüchtet. Am Sonnabend, dem 29. Februar, arbeitete er in Schöneberg auf einem Wochenmarkt. Auf dem Heimweg hatte er versucht, seine Frau anzurufen. Niemand ging ans Telefon. Die Tür seiner Wohnung sei verschlossen gewesen. Er rief die Polizei, die einen Schlüsseldienst vermittelte. In der Wohnung habe Chaos geherrscht, Möbel waren umgeworfen, Gegenstände lagen auf dem Boden, „es sah aus, als hätte jemand überall Mehl verstreut“. In der Wohnung ist laut Polizei ein Feuerlöscher entleert worden.

Nachdem er seine Tochter entdeckt habe, sei er in Ohnmacht gefallen, wie Z. berichtet. Dass auch die Leiche seiner Frau in der Wohnung gefunden wurde, habe die Polizei ihm später mitgeteilt. Wie die beiden umgebracht wurden, weiß er nicht. Zwar ist eine Obduktion der Leichen erfolgt, die Staatsanwaltschaft hält die Ergebnisse aber zurück. Hinweise auf ein mögliches Tatmotiv hat die Polizei bislang nicht. Z. werde nicht verdächtigt, erklärte Martin Steltner, Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Mehrere Hundert Menschen nahmen am Sonnabend an einem Schweigemarsch in Marzahn teil. „Wir protestieren, um unsere Trauer und unsere Wut hier zum Ausdruck zu bringen“, heißt es in einer Erklärung des Afghanischen Kommunikations- und Kulturzentrums. Man wolle Druck machen, auch gegenüber Staatsanwaltschaft und Polizei, dass der Mord aufgeklärt werde. „Wir schauen nicht weg“, sagt der Vorsitzende des Kulturzentrums, Sabour Zamani. Von einem ähnlichen Verbrechen in der afghanischen Community in Deutschland habe er noch nicht gehört. Es gebe zwar Beschimpfungen und Beleidigungen, denen afghanische Flüchtlinge in Berlin ausgesetzt seien, aber konkrete Bedrohungen aus der rechtsextremen Szene oder aus dem Heimatland kenne er nicht. Die Taliban hätten gar nicht die Mittel, um in Deutschland Landsleute zu verfolgen.

Die Polizei sucht nach möglichen Zeugen, die am Tag der Tat Beobachtungen in der Wörlitzer Straße gemacht haben. Auch der Feuerlöscher ist ein wichtiger Anhaltspunkt. Der Täter hatte den leeren Feuerlöscher offenbar wieder mitgenommen. Hier noch mal die Fragen der Ermittler*innen:

  • Wer hat am Sonnabend, 29. Februar, zwischen 7 und 18 Uhr auffällige Beobachtungen im Bereich des Tatortes in der Wörlitzer Straße gemacht?
  • Wer hat Personen beobachtet, die einen oder mehrere Feuerlöscher mit sich geführt haben?
  • Wo sind Feuerlöscher entwendet oder entsorgt aufgefunden worden?
  • Wer kann andere sachdienliche Hinweise zu diesem Verbrechen geben?

Hinweise nimmt die ermittelnde 4. Mordkommission beim Landeskriminalamt, 10787 Berlin, Keithstraße 30 unter der Telefonnummer (030) 4664-911444 oder per E-Mail oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.