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Corona-Fall: Otto-Nagel-Gymnasium bleibt freiwillig zu Hause

Veröffentlicht am 06.10.2020 von Ingo Salmen

Corona-Fall: Berliner Otto-Nagel-Gymnasium bleibt freiwillig zu Hause. Das Virus ist in der Welt, es häufen sich die Meldungen, dass ganze Klassen in Quarantäne müssen – und viele fragen sich, ob es im Winter wieder zu flächendeckenden Schulschließungen kommt. Das Biesdorfer Otto-Nagel-Gymnasium (ONG) zeigt nun, wie man flexibel auf einen Corona-Fall reagieren kann: Von Montag bis Mittwoch hat die Schule freiwillig ihren Präsenzunterricht eingestellt. Schüler*innen und Lehrer*innen bleiben zu Hause, Ausfälle soll es trotzdem keine geben. „Es gilt der aktuelle Stundenplan in Verbindung mit dem Vertretungsplan“, heißt es in einer Mitteilung auf der ONG-Website.

Eltern, die auch selbst infiziert sind, hätten sich am Samstag bei der Schule gemeldet und mitgeteilt, dass ihr Kind positiv getestet worden sei, berichtet die stellvertretende Schulleiterin Dana Wolfram. Eine komplette Klasse sowie fünf Lehrerinnen und Lehrer, die in ihr unterrichtet haben, seien deshalb vom Gesundheitsamt in Quarantäne geschickt worden. Als „reine Vorsichtsmaßnahme“ habe die Schulleitung daraufhin entschieden, drei Tage lang auf Hausunterricht umzustellen, obwohl es dafür keine amtliche Anordnung gebe, erklärt Wolfram. Man habe nicht ausschließen können, dass die fünf Lehrkräfte auch länger Kontakt zu anderen Kolleg*innen hatten. Die Kommunikation funktionierte, alle zogen mit: „Wir haben am Sonntag die gesamte Schule informiert – und es war am Montag auch keiner da.“

Über Videokonferenzen läuft der Unterricht nun im Wesentlichen: in vier Blöcken von jeweils einer Stunde zu verbindlichen Zeiten für alle. „Wir haben die Doppelstunden von 90 auf 60 Minuten reduziert“, sagt Wolfram, „weil es einfach ein konzentrierteres Arbeiten ist. Eine halbe Stunde bleibt dann immer, um sich zu erholen oder ein paar Dinge noch nachzuarbeiten. Einschränkungen gibt es beim Sport. Die Oberstufenschüler*innen sollen ihre Aktivitäten per Tagebuch dokumentieren, die Jüngeren hätten sogar schon Videos geschickt. Klassenarbeiten werden verschoben, Alternativen in Form von Präsentationen erwogen. Eine Ausnahme gibt es: Klausuren der Oberstufe finden trotz Schließung im Schulgebäude statt, jeder Kurs aufgeteilt auf zwei Räume und von zwei Lehrer*innen beaufsichtigt.

„Wir fahren ein hybrides Modell“, erklärt Wolfram. Erst im September hatte Landeselternsprecher Norman Heise, der selbst aus Marzahn-Hellersdorf kommt, beklagt, dass vielen Berliner Schulen schlichtweg die technische Ausstattung fehle, um flexibel zu agieren. Dem ONG kommt nun zugute, dass es seit Jahren führend ist bei der Digitalisierung, Computer selbstverständlich zum Unterricht gehören und jede*r Schüler*in über einen eigenen Laptop verfügt. Wer sich keinen leisten kann, bekommt ein Leihgerät.

„Wir kommunizieren über drei Medien“, erzählt Wolfram, „Videokonferenzen, eine schuleigene Moodle-Lernplattform und in Ausnahmefällen auch E-Mails.“ Wer beim Otto-Nagel-Gymnasium anruft, kann sich per Tastaturwahl nicht nur mit Sekretariat und Hausmeister verbinden lassen, sondern auch mit dem „ONG-Rechenzentrum“. Die ersten Wochen des neuen Schuljahres hat das Gymnasium konsequent genutzt, um die Neuankömmlinge der fünften und siebten Klassen fürs digitale Lernen fit zu machen. Auch das erleichterte nun den Wechsel ins dreitägige Homeschooling. Für die Schule sei das nun ein „Test“. Ein anderer Beweggrund: Eltern und Schüler*innen die Angst zu nehmen, wie Wolfram sagt.

Ob die Schule ab Donnerstag wieder zum vollen Präsenzunterricht zurückkehrt, stand bis Dienstagmittag noch nicht fest. „Wir wollen erst die Testergebnisse der fünf Kolleginnen und Kollegen abwarten“, erklärt die stellvertretende Schulleiterin. Lobend äußert sie sich über die Eltern, die sich am Samstag an die Schule gewandt haben. Sie hätten sich „vorbildlich“ verhalten. Vom Bezirk hingegen sei das ONG nicht informiert worden. „Das Gesundheitsamt hat sich nicht bei mir gemeldet.“ – Text: Ingo Salmen
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