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Marzahn-Hellersdorf richtet Corona-Testzentrum in Turnhalle ein
Veröffentlicht am 13.10.2020 von Ingo Salmen
Eine von drei Turnhallen der Caspar-David-Friedrich-Sekundarschule in Hellersdorf dient dem Bezirk ab sofort als „Abstrich-Stützpunkt“ im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Am Mittwoch sei die Entscheidung gefallen, die Halle in der Neuruppiner Straße 21 vollständig zu einer Außenstelle des Gesundheitsamts umzurüsten, teilte Schulstadtrat Gordon Lemm (SPD) in der BVV mit. Anfangs hatte es noch geheißen, die Nutzung werde auf den Zeitraum des Schulunterrichts von 8 bis 15 Uhr beschränkt. Doch die tägliche Umrüstung vom Testzentrum zur Turnhalle und am nächsten Morgen zurück zum Testzentrum habe sich als zu aufwendig herausgestellt, erklärte Bürgermeisterin Dagmar Pohle (Linke). „Das ist einfach eine unzumutbare Belastung für alle Beteiligten.“
Steigende Infektionszahlen und die Jahreszeit haben das Bezirksamt zu diesem Schritt veranlasst. In der Turnhalle sollten Kontaktpersonen ersten Grades der Infizierten getestet werden, erklärte Pohle, die auch Gesundheitsstadträtin ist. Pro Fall gebe es oft sehr viele Kontaktpersonen zu testen. Wenn ein Lehrer oder ein Schüler infiziert sei, müsse oft bei drei bis vier Schulklassen ein Abstrich gemacht werden. Bisher erfolgte das im Gesundheitsamt. Der Bezirk wolle jedoch vermeiden, dass die Betroffenen im Herbst und Winter auf der Straße Schlange stehen müssten, begründete Pohle den Schritt. Eine weitere Sporthalle werde voraussichtliche aber nicht benötigt.
Auch die kurzfristige Sperrung der Halle in der Neuruppiner Straße seit Donnerstag bringt bereits mehrere Sportvereine in die Bredouille. Sonst hätten sie von 16 Uhr bis in den Abend hinein die Halle nutzen können. Jetzt fehlen ihnen Trainingsmöglichkeiten. Die Tanzgruppen des Polizeisportvereins (PSV) Olympia trifft die Entscheidung besonders hart. Wie CDU-Fraktionschef Alexander J. Herrmann berichtete, fehlen ihnen nun jegliche Trainingsräume, da ihnen auch im Forum Kienberg (ehemals Hellersdorfer Corso) gekündigt worden sei. Lemm erklärte dazu, dass ihm das persönlich nicht bekannt gewesen sei. Er stellte jedoch in Aussicht, den PSV Olympia bei der Suche nach Alternativen bevorzugt zu behandeln.
Kontaktnachverfolgung bedeutet auch viele Telefonate. Dafür soll das Gesundheitsamt ebenfalls mehr Platz bekommen, wie Immobilienstadträtin Juliane Witt (Linke) berichtete. Unter anderem verzichtet die Volkshochschule auf einen PC-Raum für acht Telefonist*innen, zwei weitere Räume würden andernorts gemietet. Allerdings sucht der Bezirk noch reichlich Personal, das sich um diese Aufgabe kümmern kann. Gleich drei verschiedene Stellenausschreibungen werben um jeweils „mehrere“ Mitarbeiter*innen für diesen Bereich: Studierende oder andere Leute mit Grundkenntnissen im Gesundheits- oder Verwaltungsbereich, Personen mit abgeschlossener Ausbildung in der Verwaltung oder im Bürobereich oder sogar Medizinische Fachangestellte. Alle Stellen sind bis zum Jahresende befristet, es besteht jedoch Aussicht auf eine Verlängerung.
Dass auch die Stellen für Studierende in Vollzeit ausgeschrieben seien, passe nicht recht zusammen, merkte der Grünen-Verordnete Nickel von Neumann an. Pohle erklärte dazu, es sei auch denkbar, halbe Stellen daraus zu machen. „Wenn Sie Menschen kennen, die gern telefonieren und sich ein bisschen mit medizinischen Fragestellungen auskennen, geben Sie das gern weiter.“ Die Zeit drängt: Die Ausschreibungen laufen nur bis zum 15. Oktober – Donnerstag also. Eine Hilfe ist bereits eingetroffen. 15 Bundeswehrsoldaten arbeiten mittlerweile im Gesundheitsamt. „Auch das entlastet unsere Verwaltung“, sagte Pohle, die zugleich durchblicken ließ, dass sie für die Einwände aus Friedrichshain-Kreuzberg wenig Verständnis hat. „Solche Unterstützung im Gesundheitsbereich ist völlig in Ordnung.“