Namen & Neues

Berlin bekommt die erste Kita in einer Flüchtlingsunterkunft

Veröffentlicht am 02.03.2021 von Ingo Salmen

Mit Premieren kennen sie sich aus in Marzahn. Im Süden des Ortsteils, am Murtzaner Ring 68, ist im vergangenen Jahr die erste Modulare Unterkunft für Flüchtlinge der zweiten Generation eröffnet worden, im Verwaltungs- und Werbesprech MUF 2.0 genannt. Sie bietet mehr als 400 Geflüchteten Platz, wobei dieser durchaus bescheiden ist: Auf 14 Quadratmeter kommen zwei Betten. Nun steht eine zweite Premiere ins Haus: Im zweiten Quartal, womöglich schon im April, soll eine neue Kita den Betrieb aufnehmen – und zwar innerhalb der Unterkunft. Das gab Familienstadtrat Gordon Lemm (SPD) am Donnerstag in der BVV bekannt. Es wäre die erste Kita dieser Art in Berlin.

Das Vorhaben ist in sich schlüssig: Die Unterkünfte der zweiten Generation wurden errichtet, um Platz für jene zu schaffen, die aus Notunterkünften ausziehen mussten, ohne schon eine reguläre Wohnung zu haben. Sollte der Bedarf in einigen Jahren sinken, kann die MUF auch für andere geöffnet werden, die Wohnungen suchen – beispielsweise Studierende. Nach und nach könnte das Haus selbst also integrierend wirken.

Und die Kita macht schon mal den Anfang: Denn es werden sowohl Kinder aus der Unterkunft, als auch Kinder aus dem Umfeld die Einrichtung besuchen. 60 Plätze werde es geben, berichtete Lemm. Davon würden aktuell zehn für Kinder aus Flüchtlingsfamilien benötigt, die anderweitig noch keinen Platz gefunden haben, womit 50 für die Nachbarschaft zur Verfügung ständen.

Selbstverständlich war das alles jedoch nicht. Ein „langer Kampf“ sei es gewesen, die Kita zu ermöglichen, berichtete Bürgermeisterin Dagmar Pohle (Linke). Denn Flächen, die von Beginn an auch der Nachbarschaft zur Verfügung stehen, seien in der MUF 2.0 eigentlich nicht vorgesehen gewesen. Der Bezirk hatte jedoch gleich nach Bekanntwerden der Pläne im März 2018 auf Probleme mit der sozialen Infrastruktur im Kiez hingewiesen. Sowohl Pohle, als auch Anwohner:innen hatten Unterstützung eingefordert – für die Bürgermeisterin auch eine Frage der Akzeptanz in der Bevölkerung.

Zwar befindet sich die Kita nun direkt in der Einrichtung, allerdings verfügt sie über einen separaten Eingang. Auch ein Träger ist inzwischen gefunden: Die „Awo pro:mensch“ betreibt direkt nebenan im Murtzaner Ring 70-72 bereits die Kita Notenhopser mit 180 Plätzen. Die Kita in der MUF wird letztlich als Erweiterung dieser Einrichtung betrieben.