Namen & Neues

Großsiedlungen in Ost-Berlin verändern sich schnell

Veröffentlicht am 15.06.2021 von Paul Lufter

Diesen Freitag stellt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen die Studie „Stärkung Berliner Großsiedlungen“ vor. Gastgeber der Veranstaltung ist das Kompetenzzentrum Großsiedlungen. Für die Studie wurden 24 Großsiedlungen in Berlin untersucht, darunter Marzahn und Hellersdorf.

Beide haben sich laut Senatsverwaltung in der Vergangenheit stark verändert. Marzahn habe sich durch einen Einwohner*innenzuwachs von einem Plattenbaugebiet mit enormem Leerstand und Wegzug hin zu einem lebendigen Stadtteil entwickelt. Nun müssten Schulen und Kitas an die neuen Herausforderungen angepasst werden. Auch die Barrierefreiheit für ältere Menschen gelte es zu verbessern. Denn die fortwährende Überalterung bleibt eine Herausforderung für das Gebiet. Zudem mangele es an einem gemeinsamen Quartiersleben.

Nachbarschaftliche Begegnungsorte könnten hier Abhilfe schaffen. Gleichzeitig befinde sich die Großsiedlung durch verstärkten Neubau auf dem Weg der Erneuerung. Auch der soziale Status habe sich gebessert. In Hellersdorf sieht der Senat vor allem erhöhten Bedarf an Sanierungs- und Ausbaumaßnahmen. Auch hier richtet die Senatsverwaltung ihren Blick auf die erhöhte Nachfrage nach Kitas, Schulen und barrierefreien Möglichkeiten. Soziale Treffpunkte seien zudem auch hier nur spärlich vorhanden.

Das Kompetenzzentrum hat derweil eine eigene Studie veröffentlich. Die Studie mit dem Titel „Berliner Großsiedlungen am Scheideweg“ betrachtet alle Großsiedlungen der Stadt. Beide Studien sind sich im Kern einig: Berlins Großsiedlungen sind wichtige Bestandteile der Stadt, die die Politik im Auge behalten und fördern sollte. Die Studie des Kompetenzzentrums sieht vor allem in den Großsiedlungen im Osten eine schnelle Veränderung in den sozialen Strukturen. Aktuell sei der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund und von Menschen, die Transferleistungen beziehen, in den Großsiedlungen im Osten noch geringer als im Westen. Diese Siedlungen seien inzwischen jedoch Ankunftsquartiere für Zugewanderte und Menschen geworden, die aus der Innenstadt verdrängt wurden.

Das liegt vor allem daran, dass Bestände der landeseigenen Wohnungsunternehmen ungleich im Stadtgebiet verteilt sind. Gerade im Nordosten sind die Bestände wesentlich höher als im Südwesten. Die Chancen für Haushalte mit knappen Einkommen eine Wohnung in der Nähe ihrer bisherigen Wohnung bei den landeseigenen Wohnunternehmen zu bekommen, sei gering. Stattdessen würden Einkommensschwächere teils genötigt, ihre Bezirke zu verlassen. Neubauten könnten hier Abhilfe schaffen.

Ob der schnellen Veränderungen im Osten empfiehlt das Kompetenzzentrum zudem, dass auch die aktuell stabilen Siedlungen mit präventiven Maßnahmen gestützt werden, um einer sozialen Entmischung entgegenzuwirken. In einem Artikel in der FAZ schreibt Bernd Hunger, Vorsitzender des Kompetenzzentrums, dass die Politik durch ihre kommunalen Unternehmen bei der Wohnraumvergabe in Zukunft die vorhandene Nachbarschaft berücksichtigen sollte.