Namen & Neues

Die Bundestagswahl: Czaja gewinnt trotz Laschet

Veröffentlicht am 27.09.2021 von Ingo Salmen

 

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Die Verschiebungen bei den Stimmenanteilen bei der Bundestagswahl sind in Marzahn-Hellersdorf beträchtlich. 2017 hatte die Linke den Wahlkreis mit 26,1 Prozent der Zweitstimmen vor der AfD mit 21,6 Prozent und der CDU mit 20,9 Prozent gewonnen. Der Sieger in diesem Jahr: die SPD mit 23,4 Prozent, ein Plus von neun Punkten. Die klare Botschaft: Viele in Marzahn-Hellersdorf wollten einen Kanzler Olaf Scholz – und kaum einer einen Kanzler Armin Laschet. Denn die CDU büßte auf 16,4 Prozent ein. Den bundespolitischen Schwung konnten auch die Grünen (von 4,1 auf 8,6 Prozent mehr als verdoppelt) und die FDP im Bezirk nutzen (von 5,3 auf 7,3 Prozent). Erstaunlich viele Stimmen sammelten auch die „Sonstigen“, größte Partei in der Restgruppe war die Tierschutzpartei mit immerhin 3,8 Prozent, was 5086 Stimmen entsprach.

Bergab ging es für die AfD: Die großen Gewinner der Wahlen 2016 in Berlin und 2017 im Bund bekamen diesmal nur 16,9 Prozent der Stimmen, 4,8 Punkte weniger als vor vier Jahren. Allerdings ist das für die Rechten nicht nur eine Niederlage. Deutlich wurde erneut: Rechts neben der CDU gibt es in Marzahn-Hellersdorf ein satt zweistelliges Potenzial. Einen steilen Absturz muss in der nächsten Zeit indes die Linke verarbeiten. Bei den Zweitstimmen blieben von 26,1 Prozent nur noch 15,9 Prozent übrig, ein Minus von 10,2 Punkten, und nur noch der vierte Platz im Bezirk.

Aufschlussreich ist der Vergleich mit den Erststimmen. Die Zahlen zeigen deutlich: Bei der Wahl von Mario Czaja zum Direktkandidaten ging es nur um die Person, nicht um die Partei, die Entwicklungen sind sogar gegenläufig. Petra Pau, die immer über die Linke-Klientel ausstrahlen konnte, erreichte auch diesmal 8000 Stimmen mehr als ihre Partei – zugleich war aber der Absturz im Vergleich zu 2017 steiler, von 34,2 auf nur noch 21,9 Prozent, ein Rückgang von 12,3 Punkten.

Vom Sog der Bundesparteien profitierten der relativ unbekannte Enrico Bloch, der das Erststimmenergebnis der SPD von 12,6 auf beachtliche 14,8 Prozent anhob, Anne Thiel-Klein von den Grünen (6,2 statt 3,0 Prozent) und Alice Katherine Schmidt (4,6 statt 3,5 Prozent). Der blasse Stadtrat der AfD, Thomas Braun, konnte nicht vom Amt profitieren: Mit 15,6 Prozent blieb er unter dem Wert seiner Partei, ein Rückgang von fünf Punkten im Vergleich zu Jeannette Auricht 2017.