Namen & Neues

Czaja und Spranger: Über den Bezirk hinaus gefragt

Veröffentlicht am 05.10.2021 von Ingo Salmen

In CDU-Kreisen im Bundestag kursiert derzeit eine Liste, bei der Marzahn-Hellersdorf ganz oben steht: mit einem Plus von 7,1 Prozentpunkten. „Die 20 Wahlkreise mit der größten Zunahme bzw. geringsten Abnahme“ steht darauf. Demnach ist es Mario Czaja gelungen, bundesweit als einziger CDU-Kandidat überhaupt das Erststimmen-Ergebnis seiner Partei von der Wahl 2017 zu verbessern. An zweiter Stelle steht Dessau-Wittenberg mit -0,9 Prozentpunkten, danach geht’s nur noch stärker abwärts.

Der vorher zwar für möglich gehaltene, in dieser Höhe aber in jedem Fall unerwartete Sieg gegen Petra Pau (die als Berliner Spitzenkandidatin der Linken über die Landesliste ins Parlament einzieht) verschafft dem Mahlsdorfer eine gute Ausgangsposition, um auch in der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag Ansprüche anmelden zu können. Thematisch will sich Czaja wieder dem Feld zuwenden, in dem er sich als Ex-Gesundheitssenator am besten auskennt. „Ich würde gern in den Gesundheitsausschuss gehen und Politik gestalten“, sagte Czaja dem Tagesspiegel. Der Umbruch in der Fraktion erhöht seine Chancen, einige profilierte Gesundheitspolitiker der Union gehören dem neuen Bundestag nicht mehr an. Reicht es womöglich sogar für den Posten als gesundheitspolitischer Sprecher? „Das wäre ein sehr großer Sprung – aber wer weiß.“

Bis sich das alles sortiert hat, wird es noch einige Wochen dauern, denn alles hängt auch immer von der Regierungsbildung ab. Für seinen Wahlkreis will Czaja sich um zweierlei bemühen: die Ansiedlung einer Bundesforschungseinrichtung am Cleantech Business Park und Mittel für den Bau eines Kombibads.

Zu den einflussreichsten Politikerinnen und Politikern auf Landesebene zählt in diesen Tagen die SPD-Kreisvorsitzende Iris Spranger. Nicht nur, dass sie vor der Aufgabe steht, im Bezirk eine Mehrheit zu organisieren, um Gordon Lemm zum Bürgermeister zu machen. Als Landesvize ihrer Partei gehört sie auch der kleinen Kommission der SPD für die Sondierungen an, die eine neue Koalition für die Bildung des künftigen Berliner Senats ausloten sollen. Neben Wahlsiegerin Franziska Giffey und ihrem Co-Landesvorsitzenden Raed Saleh verhandeln für die SPD die Stellvertreter Spranger, Ina Czyborra und Andreas Geisel. Zum Auftakt am Freitag stand gleich ein Marathon von mehr als zehn Stunden Gesprächen an, erst mit den Grünen, dann mit den Linken, unterbrochen vom Mittagessen. Es gab Süßkartoffel-Kokossuppe, Schnittchen, Panna Cotta und vorher Bio-Müsliriegel – viel mehr drang nicht nach außen.

Elf Abgeordnete aus Marzahn-Hellersdorf werden sich unter den 147 Köpfen im neuen Abgeordnetenhaus finden:

  • Alexander J. Herrmann (CDU)
  • Katharina Günther-Wünsch (CDU)
  • Christian Gräff (CDU)
  • Jeannette Auricht (AfD)
  • Manuela Schmidt (Linke)
  • Gunnar Lindemann (AfD)
  • Stefan Ziller (Grüne)
  • Kristian Ronneburg (Linke)
  • Jan Lehmann (SPD)
  • Iris Spranger (SPD)
  • Roman-Francesco Rogat (FDP)

Er könnte der neue Digitalexperte der FDP-Fraktion werden: Porträts von Roman-Francesco Rogat und weiteren Neuen im Abgeordnetenhaus lesen Sie bei Tagesspiegel Plus. Mit einem Abo T+ unterstützen Sie unseren unabhängigen Journalismus und nicht zuletzt auch den Marzahn-Hellersdorf-Newsletter. Was es bei Tagesspiegel Plus gerade so alles zu lesen gibt, sehen Sie hier im aktuellen Überblick.