Namen & Neues

Wieder Proteste von Verschwörungsgläubigen

Veröffentlicht am 04.01.2022 von Johanna Treblin

Auch am 27. Dezember und am 3. Januar sind offenbar Verschwörungsgläubige und Impfgegner:innen wieder gegen die Coronamaßnahmen im Bezirk auf die Straße gegangen. Dieses Mal trafen sie sich Telegram-Nachrichten zufolge am Alice-Salomon-Platz in Hellersdorf, am Helene-Weigel-Platz in Marzahn sowie zumindest am 27. Dezember in Springpfuhl und Ahrensfelde.

Fotos in einem Telegram-Kanal zeigen, dass Aufkleber „Nein zur Impfpflicht“  und „Gib Gates keine Chance“, letzterer im Stil der Kampagne „Gib Aids keine Chance“ ans Rathaus in Marzahn geklebt wurden. Außerdem stellten die Maßnahmengegner:innen Kerzen ab.

Um Microsoft-Gründer Bill Gates gibt es mehrere Verschwörungserzählungen. Unter anderem soll er das Coronavirus erfunden haben, um damit Profit zu machen. Andere glauben, mit dem Impfstoff werde ein Mikrochip in die Haut verpflanzt, um damit die Menschen zu kontrollieren. Obwohl diese Erzählungen offensichtlicher Quatsch sind, haben sich diverse Faktenfinder:innen mehrmals die Mühe gemacht, zu erklären, warum nichts an ihnen dran ist.

Die Treffen, die seit einigen Wochen deutschlandweit montags um 18 Uhr stattfinden, sind in der Regel nicht als Demonstrationen angemeldet. In Marzahn-Hellersdorf war offenbar teilweise die Polizei zugegen. Ein Nutzer schreibt in einer Telegram-Gruppe über den Corona-Protest in Hellersdorf am 27. Dezember: „Die Polizei war sehr zurückhaltend, beinahe kooperativ.“ Eine andere Nutzerin schreibt: „Die Polizei (2 Polizisten) waren sehr freundlich und entgegen kommend- haben sogar gesagt, sie finden es gut was wir machen.. Sind uns mit großem Abstand gefolgt und haben uns friedlich spazieren lassen..“ (sic).

In Koblenz führten Polizei-Durchsagen bei einem dieser Proteste Ende Dezember zu erheblicher Kritik. Laut dpa sagte die Polizei dort: „Wir, die Polizei, bedanken uns für den kooperativen und friedlichen Ihrerseits gezeigten Protest und die Teilnahme an diesem Spaziergang. Wir wünschen Ihnen einen schönen Weg nach Hause.“ Der Grünen-Fraktionsvize im rheinland-pfälzischen Landtag, Carl-Bernhard von Heusinger, sagte dem SWR: „Gerade vor dem Hintergrund, dass es sich hier um eine unangemeldete Versammlung handelte, musste sich die Polizei zumindest neutral verhalten. Das ist hier offensichtlich nicht passiert.“

Beim Corona-Protest am 27. Dezember in Hellersdorf soll auch Bernd Pachal dabei gewesen sein. Pachal war früher Fraktionsvorsitzende der AfD in Marzahn-Hellersdorf. Laut Register des Bezirks hatte er im Jahr 2016 antisemitische Verschwörungsbehauptungen auf Facebook verbreitet und einen NS-Verbrecher gelobt. Fotos auf Telegram zeigen, dass am 3. Januar offenbar Mitglieder der Neonazipartei III. Weg in Hellersdorf teilgenommen und Flyer verteilt haben.

Pia Lamberty, die zu Verschwörungsideologien forscht und gemeinsam mit Katharina Nocun zwei Bücher zum Thema geschrieben hat, erklärte in einem Thread auf Twitter zu den Aufmärschen der Pandemieleugner:innen, dass sich bei diesen Veranstaltungen bzw. bei deren Mobilisierung häufig Schnittmengen mit der extremen Rechten zeigten.