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Smiley-Trails als Zwischennutzung: BMXer wollen aufs Lötschbergdreieck

Veröffentlicht am 18.01.2022 von Johanna Treblin

Es nieselt so sanft, dass es sich nicht lohnt, einen Schirm aufzuspannen, sich aber die Haare kräuseln würden, trüge man keine Mütze. Der Himmel ist entsprechend grau, die Temperaturen liegen bei 3 Grad oder weniger. Ein solcher Januartag ist nicht der schönste, um über eine erdige, überwuchere Brachfläche zu stiefeln und sich vorzustellen, dass hier mal gemeinsam gegärtnert werden soll, Jugendliche BMX fahren und Hundebesitzer:innen ihre Vierbeiner frei laufen lassen. Aber noch geht es ja gar nicht los. Und Räder und Hunde wollen ja schließlich auch im Winter ausgeführt werden.

So stehe ich also an diesem nieseligen Januartag auf dem Lötschbergdreieck, einem rund 17.000 Quadratmeter großen Areal zwischen Lötschberg- und Weißenhöher Straße sowie einer Bahnstrecke südwestlich vom Schloss Biesdorf und lasse mir von Nils Melzer und Niklas Harder ihre Pläne erklären. Die beiden 16-Jährigen wollen hier einen BMX-Parkour einrichten: ganz legal als eingetragener Verein, mit einem Sprungturm und Rampen, unterschiedliche Schwierigkeitsstufen sollen sowohl Anfänger:innen als auch guten Fahrer:innen Spaß machen.

„Hier am Eingang soll ein Überseecontainer stehen, als Büro und Lager“, sagt Niklas und zeigt auf eine Karte, auf der eingezeichnet ist, wie das Areal einmal aussehen soll. Die Fläche im hinteren Bereich, an deren Rand ein paar Bäume stehen, soll erhalten bleiben, da könnten Tische und Bänke aufgestellt werden, sodass man im Sommer im Schatten ausruhen kann. Näher am Eingang ist ein sogenanntes Foampit geplant, ein Becken mit Schaumstoffwürfeln, um Sprünge zu üben und beim Aufkommen weich abgefedert zu werden. Daneben soll es zwei Table-Lines geben, eine Art Parcours für Rundfahrten, mit zwei unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen.

Material brauchen sie kaum welches, sagen Nils und Niklas. Sie planen einen sogenannten Dirt Trail: Die Rampen sollen alle mit der vorhandenen Erde aufgeschüttet werden. „Der Boden ist hier sehr lehmhaltig“, sagt Nils. Damit würde die Nutzung kaum etwas kosten, Gelder beispielsweise für einen Zaun wollen sie über Sponsoren einwerben.

Einen BMX-Park gibt es bisher nicht in Biesdorf. Bisher sind die beiden auf einer anderen ungenutzten Fläche im Wuhletal gefahren, haben dort Rampen gebaut. „Wir haben drei- oder viermal von vorne angefangen“, erzählt Nils. Die Aufbauten wurden von anderen immer wieder zerstört. Deshalb wollen sie jetzt endlich eine Fläche, die explizit für ihren Sport vorgesehen ist. Und einen Verein, der das Projekt rechtlich absichert. Heißen soll er „Smiley-Trails“.

Unterstützt werden sie von ihren Müttern Martina Harder und Denise Melzer. Die sind beim Nachbarschaftsportal nebenan.de angemeldet, haben dort nach Gleichgesinnten gesucht, nach freien Flächen in der Umgebung gefragt und weitere Nutzer:innen identifiziert. Insgesamt stehen nun rund 30 Menschen hinter dem Projekte, weitere Interessierte sind willkommen.

So stieß auch Carla Pötter dazu („Wie Harry Potter, aber mit Ö.“). Bisher muss sie mit ihrem Hund eine halbe Stunde mit dem Auto durch die Stadt fahren, um ihn auf einem Auslaufplatz von der Leine lassen zu können. Beispielsweise an der Riesaer Straße in Hellersdorf bei den „Hellen Hunden“. Mit dem Verein ist Pötter im Gespräch, um Unterstützung beim Aufbau eines neuen Platzes zu geben.

Die dritte angestrebte Nutzung ist ein Garten. Der Gemeinschaftsgarten Biesdorf findet sich nur ein paar Schritte weiter, auf dem Lötschbergdreieck soll er einen Satellit erhalten. Gerlinde Parchmann ist die Vereinsvorsitzende. Der Platz ist voll, kein Beet mehr frei. „Wir haben Nachfragen, die wir nicht befriedigen können.“ So erklärt sie, warum auch auf der Brache Beete – ob als Hochbeete, oder direkt am Boden, ist noch nicht geklärt – entstehen sollen.

Was jetzt noch fehlt, ist eine Genehmigung. Die Gründungsinitiative hat ein Konzept ausgearbeitet, das sie am Donnerstag Stadtentwicklungs-Stadträtin Juliane Witt (Linke), Bezirksbürgermeister Gordon Lemm (SPD), Sportstadtrat Torsten Kühne (CDU) sowie den BVV-Fraktionen übersandt hat. Auch der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) will sie das Konzept vorlegen. Die Fläche gehört dem Bezirk, die BIM verwaltet sie.

Auf der Bezirksverordnetenversammlung im Dezember hatte Witt als Antwort auf eine Einwohneranfrage gesagt, dass es über die Jahre viele Nutzungsideen für das Lötschbergdreieck gegeben hatte. Es sei geprüft worden, ob dort Wohnungen entstehen können, auch als Flüchtlingsunterkunft und Grundschulstandort sei die Fläche im Gespräch gewesen. Alle drei Optionen seien abgelehnt worden.

Zur Idee der „Interessengemeinschaft für sinnvolle Zwischennutzung“ sagte Witt zunächst, es gebe bereits einen Gemeinschaftsgarten in Biesdorf, und: „Die Begegnung von Hunden ist in allen Grünflächen und auf den Straßen möglich.“ In der Einwohneranfrage war nicht von einem Hundeauslaufplatz, sondern von einer Hunde-Begegnungsstätte die Rede gewesen.

Am 25. November habe aber dennoch wegen des Themas mit Vertreter:innen der BIM gesprochen, sagte Witt. eine Entscheidung sei noch nicht gefallen. „Wenn Sie mit der BIM eine Vereinbarung treffen, werden wir das prüfen“, sagte Witt an die Fragestellerin gerichtet.

Aktuell ist die Fläche für die Baustelle der Tagentialverbindung Ost gesichert. Hier soll Baumaterial gelagert werden. Die Initiative weiß das und strebt daher zunächst eine Zwischennutzung an, bis mit dem Bau der Straße begonnen wird, was 2024 der Fall sein könnte.

  • Karte: Interessengemeinschaft „Freizeitdreieck Biesdorf“