Namen & Neues
Medina Schaubert: "Ich bin geblieben und habe weitergemacht"
Veröffentlicht am 14.02.2023 von Johanna Treblin
Blicken wir auf die Direktmandate in Marzahn-Nord seit 1999:
- 1999: Wolfgang Brauer, PDS 50,1 Prozent
- 2001: Wolfgang Brauer, PDS, 56,1 Prozent
- 2006: Wolfgang Brauer, Die Linke, 41,1 Prozent
- 2011: Wolfgang Brauer, Die Linke, 36,4 Prozent
- 2016: Gunnar Lindemann, AfD, 30,6 Prozent
Wolfgang Brauer, Die Linke, 28,7 Prozent - 2021: Gunnar Lindemann, AfD, 22,7 Prozent
Gordon Lemm, SPD, 22,3 Prozent
Björn Tielebein, Die Linke, 21 Prozent
Medina Schaubert, CDU, 12,1 Prozent
Konstant ging das Direktmandat für das Abgeordnetenhaus an den PDS-, später Linken-Kandidaten. 2016 änderte sich das. Die AfD holte hier in der Großsiedlung zwischen Lichtenberg und Brandenburg das Mandat für sich. Die Linke erzielte nur noch den zweiten Platz. Der Abstand: keine 2 Prozent. 2021 war es sogar noch enger. Lindemann kam auf 22,7 Prozent, die Linke – jetzt mit Bjoern Tielebein, auf 21. Doch eine andere Partei hatte sich dazwischen gedrängt: die SPD mit Gordon Lemm, der zu der Zeit Schulstadtrat war. Medina Schaubert von der CDU lag zwar mit 12,1 Prozent nur auf dem vierten Platz, hatte aber seit 2016, als sie das erste Mal antrat, drei Prozent dazugewonnen.
2023 verschoben sich die Mehrheitsverhältnisse wieder. Lindemann konnte zwar mit 28,8 Prozent wieder am meisten Stimmen auf sich vereinen. Aber nun folgte ihm auf dem zweiten Platz Schaubert mit 22 Prozent der Stimmen. Erst danach folgten Tielebein mit 18,3 und Lemm mit 17,3 Prozent.
Bei meinem Vorort-Besuch am Sonntagmittag dominierten AfD- und Linken-Plakate. Der Linken-Bezirksvorsitzende Kristian Ronneburg sagte am Montag zum Tagesspiegel, Schaubert sei wie auch andere CDU-Politiker:innen im Bezirk in Marzahn-Nord wenig präsent gewesen. „Das Wahlergebnis spiegelt nicht das tägliche politische Engagement der Parteien in unseren Stadtteilen wider.“
Dem widersprach Medina Schaubert nun gegenüber dem Tagesspiegel. „Ich habe angefangen, mich für Marzahn politisch und ehrenamtlich zu engagieren, als es noch vorkam, dass einem eine Dose an den Kopf flog, wenn man am S-Bahnhof Ahrensfelde seinen CDU-Stand aufbauen wollte.“ Dennoch habe sie nicht aufgegeben. „Ich kann guten Gewissens sagen, dass ich mit Herz das tue, was ich tue, und es trotz dieser schlechten Voraussetzungen weiter getan habe.“
Als klar war, dass die Wahl wiederholt werden müsse, „haben mein Team und ich nicht gezögert, alles daranzusetzen, die Menschen vor Ort von uns zu überzeugen“. Obwohl sie im September 2022 gerade erst ein Kind zur Welt gebracht hatte, habe sie mit ihrem Team bis Ende des Jahres 11.000 Flyer im Kiez verteilt und ab Januar plakatiert. Doch die Plakate seien immer wieder abgerissen worden.
„Das hieß für mich: Mindestens zweimal pro Woche losfahren und Plakate ersetzen beziehungsweise überhaupt welche anbringen.“ Und das mit einem vier Monate alten Baby. Flyer, Plakate und Giveaways habe sie alle selbst bezahlt.
„Unsere Lösungsvorschläge für Marzahn Nord sind allemal besser, als das, was von der AfD vor Ort und das, was von R2G im Land im Kiez ankommt“, sagte Schaubert. Das sage sie „bei allem persönlichen Respekt gegenüber Björn Tielebein und Gordon Lemm, die ich schätze.“
Vereinzelte Linke äußerten gegenüber dem Tagesspiegel und in den sozialen Medien Unmut, dass Lemm nicht den Linken-Kandidaten Tielebein in Marzahn-Nord unterstützt habe, nachdem Lemm sowieso entschieden hatte, sein Mandat nicht anzunehmen, sollte er es gewinnen. Er wollte im Bezirksamt bleiben. So hätte Lindemann verhindert werden können, argumentieren die Linken. Lemm hatte schon vor der Wahl dem Tagesspiegel gesagt, er wollte das Mandat in jedem Fall für die SPD holen. Mehr Sitze im Abgeordnetenhaus hätte das der Partei allerdings nicht gebracht, da für den Einzug nicht die Direktmandate (Erststimme), sondern die Anzahl der Zweitstimmen ausschlaggebend ist.