Sport

Veröffentlicht am 26.04.2020 von Caspar Schwietering

Beim Tennisclub Berolina Biesdorf wird wieder aufgeschlagen. Im Sport kehrt vereinzelt langsam eine Art Alltag zurück. Vergangene Woche Dienstag hat der Senat Sportanlagen im Freien für Einzelsportler geöffnet. Auch Tennis ist seit Mittwoch erlaubt. „Es freuen sich alle, dass sie wieder spielen können“, sagt der Präsident von Berolina Biesdorf Lutz Seele. 

Allerdings gebe es weiter Einschränkungen. So seien momentan nur Einzel erlaubt. Auf der kleinen Anlage mit drei Plätzen können deshalb derzeit nur sechs Spieler*innen gleichzeitig spielen. Vor Corona standen nach Feierabend eigentlich immer zwölf Spieler*innen auf den Plätzen, berichtet Seele. Auf den Tribünen hätten zudem immer einige Vereinsmitglieder zusammen ein Bierchen getrunken und zugeguckt. „Die Geselligkeit war uns wichtig“, sagt Seele.

Die Erleichterung überwiegt. Nun sind trotzdem alle froh, dass es wieder losgeht. Die Leute verhielten sich dabei sehr diszipliniert. Niemand blockiere den Platz momentan für mehrere Stunden, sagt Seele. Und viele spielten dank Homeoffice schon am Vormittag. „So können möglichst viele spielen.“ Die Einhaltung der Abstandsregeln kontrollieren dabei die Trainer*innen der Tennisschule und die Mannschaftskapitäne. „Wir wollen auf keinen Fall, dass der Verein wieder geschlossen wird“, sagt Seele. Der Handschlag am Netz falle deshalb aus.

Wie die Berlin-Ligisten aus dem Bezirk die Pause überbrücken. Auch die Fußball-Bundesliga bereitet sich akribisch darauf vor, wieder loszulegen. Die Spieler trainieren seit einigen Wochen mit dem Ball am Fuß – in Kleingruppen und ohne Zweikämpfe. Im Ernstfall könnten dann ab Mitte Mai bis zu 20.000 Corona-Tests den Spielbetrieb ermöglichen. Für die ambitionierten Vereine im Bezirk ist all das jedoch kein Modell.

Kontaktloser Fußball ist doch pille-palle„, sagt Thomas Loest, der Vorsitzende von Eintracht Mahlsdorf. Fußball sei nun mal ein Rauf-Sport, der von Zweikämpfen lebe. Er bezweifelt deshalb, dass die Profis im Training jeder Berührung aus dem Weg gehen. Die ersten Herrenmanschaft von Mahlsdorf, die in der sechsklassigen Berlin-Liga zur Spitzengruppe gehört, trainiert deshalb ebenso wie alle anderen Eintracht-Teams weiterhin nicht zusammen auf dem Rasen.

Auch Ligarivale Fortuna Biesdorf hält sich ohne Ball fit. „Die Jungs haben Aufgaben bekommen“, sagt Trainer Thoralf Dominok. Sie gingen Joggen für die Ausdauer, machten Intervall-Läufe für die Spitzigkeit und Stabilitäts-Übungen. Ob die Spieler das alles auch wirklich durchführen, kontrolliert der Trainer allerdings nicht. Im Amateurbereich bleibe das letztlich freiwillig, sagt er. Dominok freut sich besonders über die Eigeninitiative seiner Mannschaft. „Die motivieren sich mit Challenges in unseren Gruppenchats gegenseitig“. Eigentlich erklärt sich der Trainingseifer allerdings auch von selbst. Denn in der sechsten Liga wird bereits sehr ambitioniert und gegen ordentliche Prämien Fußball gespielt.

Wie geht es mit dem Spielbetrieb weiter? Wie die angebrochene Saison im Amateur-Fußball weiter gespielt wird, ist noch unklar. Es gilt als unwahrscheinlich, dass noch vor den Sommerferien wieder Spiele stattfinden. Deshalb diskutiert der Berliner Fußball-Verband (BFV) momentan vor allem zwei Szenarien. Am liebsten würde der Verband die verbleibenden Partien von Mitte August bis Ende September spielen lassen. Doch dieser Plan könnte durch eine zweite Infektionswelle durchkreuzt werden. In diesem Fall soll die Saison abgebrochen werden, und die aktuelle Tabelle eingefroren werden.

Biesdorf steht nicht gut da. Würde der aktuelle Zwischenstand zur Abschlusstabelle, wäre Fortuna Biesdorf mit 15 Punkten auf Platz 17 liegend abgestiegen. „Das müssten wir akzeptieren“, sagt Thoralf Dominok. „Nach 22 Spieltagen lügt die Tabelle nicht. Wir stehen derzeit zur Recht da unten.“ Seine Spieler wollten vor allem wieder spielen, sagt er. Die aktuelle Situation sei traurig. „Aber wir nehmen es wie es kommt und akzeptieren jede Entscheidung.“ Finanziell ist der ausgesetzte Spielbetrieb noch kein Problem. Fortuna Biesdorf sei ein solider Verein, sagt Dominok. Nach dem Aufstieg vergangene Saison sei man für die Berlin-Liga kein übertriebenes Risiko eingegangen.

Eintracht Mahlsdorf hat keine finanziellen Probleme. Zwar fehlten die Zuschauereinnahmen aus dem Spielbetrieb, aber die Mannschaft erhalte momentan ja auch keine Spielprämien, sagt der Vorsitzende Thomas Loest. Eintracht Mahlsdorf könne allerdings irgendwann doch in Schwierigkeiten geraten. Etwa wenn im August nach fünf Monaten immer noch kein Fußball gespielt werden kann. „Aber dann haben wir in Deutschland noch ganz andere Sorgen“, sagt Loest.

Sportlich geht es für Mahlsdorf nicht mehr um viel. Die ersten Herren stehen derzeit auf Platz drei der Berlin-Liga. Der Rückstand zum Spitzenreiter Steglitzer FC Stern 1900 beträgt allerdings bereits acht Punkte. Die Meisterschaft und damit der Aufstieg ist somit bei jedem denkbaren Szenario eher unwahrscheinlich. Thomas Loest blickt dann auch mit mehr Sorge auf die Jugendmannschaften des Vereins. „Kinder wollen sich bewegen, spielen, Freunde treffen“, sagt er. Aber man müsse die Situation akzeptieren. Das größte Problem sei die Ungewissheit. „Wir wissen ja nicht, wann es weitergeht.“

Text: Caspar Schwietering

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Diesen Text haben wir als Leseprobe dem neuen Tagesspiegel-Newsletter für Marzahn-Hellersdorf entnommen. Den wöchentlichen Marzahn-Hellersdorf-Newsletter können Sie ganz unkompliziert und kostenlos bestellen unter leute.tagesspiegel.de.

Die weiteren Themen dieser Ausgabe:

  • Spielplatzöffnung: Dringend nötiges Signal an die Familien oder riskantes Manöver?
  • Sie legte den ersten Stein: Die Mutter der Steinschlange erzählt
  • Maskenpflicht: Wo Sie die Teile jetzt schnell besorgen können
  • Coronavirus-Update: der Stand der Pandemie
  • Rückkehr der Bezirkspolitik: Worauf die BVV-Fraktionen den Fokus legen
  • Wie die Kolibri-Grundschule in der Pandemie um Normalität kämpft
  • Endlich Planungssicherheit: Das Abgeordnetenhaus bewilligt den Neubau, die Alice-Salomon-Hochschule kann wachsen
  • Der ehemalige CDU-Verordnete Sergej Henke tritt der AfD bei
  • Wie sich die Kulturinstitutionen im Bezirk auf die Rückkehr des Publikums vorbereiten