Kiezgespräch
Veröffentlicht am 05.01.2021 von Ingo Salmen
Was wird nun aus dem Norden von Marzahn? Genauer: aus Marzahn-Nordwest. Nach mehr als 20 Jahren öffentlicher Förderung, einem ungewöhnlich langen Zeitraum, ist das Quartiersmanagement in dem wirtschaftlich schwachen Kiez zum Jahresende 2020 eingestellt worden. In der Amtssprache klingt das etwas freundlicher: Es wurde „verstetigt“. Eine Broschüre gibt Auskunft über die vielen Projekte, die in dieser Zeit angestoßen und umgesetzt wurden. Sie ist so umfangreich, dass sie zum Herunterladen lieber in zwei Teile gesplittet wurde, damit die Dateien nicht zu groß werden. Erhältlich ist sie hier.
Das Team des Quartiersmanagements verabschiedete sich kurz vor Weihnachten mit einer Mitteilung. „Ein gutes Stück der Stadtteilentwicklung wird nun zur Geschichte – die nachhaltige Ergebnisse hinterlässt“, heißt es darin. „Im Zeitraum 1999-2020 wurden bauliche, sozio-kulturelle und nachbarschaftliche Projekte insgesamt mit einem Gesamtvolumen von über 24 Millionen Euro gefördert.“ Netzwerke von Nachbar*innen, lokalen Akteur*innen und Verwaltung würden weiter bestehen. Als Ansprechpartner im Kiez bleibt auch das Benn-Projekt („Berlin entwickelt neue Nachbarschaften“), wie das Quartiersmanagement beim Träger „Kiek in“ angesiedelt.
Gleichwohl gibt es in der Bezirkspolitik die Sorge, manches könnte schon allein finanziell auf der Strecke bleiben. Über das Tschechow-Theater gab es viele Diskussionen, inzwischen ist der Bezirk eingesprungen. Die SPD dringt deshalb darauf, auch für weitere Projekte eine Förderung zu prüfen. „Ohne finanzielle und personelle Unterstützung ist es nur schwer, an dem Guten der letzten 20 Jahre auch zukünftig festzuhalten“, teilte sie mit. „Speziell die periphere Lage des Großsiedlungsgebietes macht eine sofortige Positiventwicklung eher unwahrscheinlich.“
Eine Perspektive ergibt sich womöglich aus einer Initiative mit dem bürokratischen Monsterbegriff „Ressortübergreifende Gemeinschaftsinitiative zur Stärkung sozial benachteiligter Quartiere“, einer konzertierten Aktion mehrerer Senatsverwaltungen und der Bezirke. Nicht Marzahn-Nordwest, aber Marzahn-Nord ist dort einer von drei „Pilothandlungsräumen“ in der Stadt. Derzeit wird ein Handlungskonzept entwickelt, in einer „Stadtteilwerkstatt“ wurden „Schlüsselmaßnahmen“ diskutiert, die nun zur Abstimmung stehen.
Ein Blick in die Liste zeigt, dass die geografischen Grenzen offenbar nicht so eng gezogen werden: Mit einem Bürgerhaus für den Barnimplatz ist auch ein Projekt enthalten, das schon im Quartiersmanagement Nordwest ein großes Thema war; auch die Entwicklung des Kulturguts im Dorf Marzahn, das zur Planungsregion Mitte gehört, ist aufgeführt. Bürgerinnen und Bürger können online ihre Meinung sagen und eine Bewertung abgeben – das allerdings nicht mehr lange. Denn die Beteiligungsphase läuft nur noch bis Sonntag, 10. Januar. Hier finden Sie mehr.