Kiezgespräch

Veröffentlicht am 07.11.2023 von Dominik Lenze

Es ist tatsächlich schwer zu begreifen. Aber es waren gewöhnliche Menschen, die in der Nacht vom 9. auf den 10. November im Jahr 1938 in Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei Synagogen in Brand setzten, jüdische Geschäfte zerstörten und tausende Mitmenschen misshandelt oder ermordet haben. Es brauchte keinen Befehl für die Reichspogromnacht, wohl aber jene mörderische Ideologie, die wenig später in den Holocaust mündete. Am Donnerstag (9. November) wird im Bezirk an unterschiedlichen Orten an die Reichspogromnacht erinnert.

Eine Ausstellung über die Stolpersteine in Marzahn-Hellersdorf hat der DGB Kreisverband Ost organisiert. Zu sehen ist die Ausstellung im Stadtteilzentrum Marzahn-Mitte. Am Mittwoch (8. November) findet dort auch um 15.30 Uhr eine Lesung von Schülerinnen und Schülern statt. 

Zu einer Filmvorführung laden am Donnerstag (9. November) der Landesverband Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg und das Bezirksamt ein. Von 17.30 bis 19 Uhr wird im Schloss Biesdorf der Film “Schatten der Vergangenheit – lautes Schweigen, leises Erzählen” gezeigt, der sich mit dem Zwangslager Marzahn befasst. 

Ein Gedenkspaziergang entlang des Wuhlewanderwegs zu den Stelen am Wuhlehang bietet das Stadtteilzentrum Mosaik am 9. November um 14 Uhr an. Der Linken-Abgeordnete Kristian Ronneburg lädt um 16 Uhr zu einem Stolpersteinspaziergang an er Lemkestraße 146 in Mahlsdorf, zu einem weiteren lädt die evangelische Kirchengemeinde um 15 Uhr ein. Dort ist der Treffpunkt vor dem S-Bahnhof Mahlsdorf.  „Wir wollen an den Stolpersteinen eine Rose niederlegen und etwas über die Geschichte der Menschen und Familien erfahren“, sagt Gemeindepädagogin Barbara Jungnickel.

Eine offizielle Gedenkveranstaltung durch das Bezirksamt gibt es bislang nicht. Doch die SPD-Fraktion fordert in einem Antrag, dass der Bezirk eine “angemessene Gedenkveranstaltung” für den 9. November planen solle. „Der 9. November ist in der deutschen Geschichte ein sehr bedeutungsvoller Tag. Im Jahr 2023 jähren sich die Verbrechen der Novemberpogrome zum 85. Mal. Dieser Tag mahnt uns eindrucksvoll und wiederkehrend an, sich für den Schutz jüdischen Lebens in Deutschland einzusetzen und der Millionen Opfer faschistischer Terrorherrschaft zu gedenken”, teilt die Fraktion mit. Dem Antrag sind bis auf die AfD alle Fraktionen gefolgt.

Zuletzt ein Lektüretipp: Einen lesenswerten Einblick in die NS-Zeit im Bezirk liefert eine Broschüre des Bündnisses für Demokratie und Toleranz, die 2018 im Rahmen der Ausstellung “Wider das Vergessen” herausgegeben wurde. Darin werden unter Anderem die Lebensgeschichten von 31 jüdischen Menschen aus dem Bezirk erzählt, die in der NS-Zeit verfolgt worden sind. Die Broschüre können Sie hier lesen.