Nachbarschaft

Veröffentlicht am 09.01.2018 von Ingo Salmen

Urmila Chaudhary, 31 Jahre, Frauenrechtlerin aus Nepal, erhält in diesem Jahr den Alice-Salomon-Award für ihr Engagement gegen Kindersklaverei.

Mit fünf oder sechs Jahren aus finanzieller Not als Kamlari (übersetzt: „hart arbeitende Frau“) nach Kathmandu verkauft, die Schulbildung bleibt ihr verwehrt. Es ist kein Einzelschicksal, das Urmila Chaudhary ereilt. Doch sie nimmt es nicht hin. Lesen bringt sie sich in Gefangenschaft selbst bei, mit 17 kann sie sich befreien und zu ihrer Familie zurückkehren. Sie schließt sich einer selbstorganisierten Gruppe von Mädchen an, die gegen das Sklavensystem demonstrieren, besucht bald eine Schule. 2010 gründet sie mit anderen den Verein „Freed Kamlari Development Forum“, wird später dessen Präsidentin. Er organisiert Trauma-Theater-Workshops, plant Empowerment-Kampagnen und Demonstrationen und befreit durch Aufklärungsarbeit mehr als 13.000 Kamlari aus nepalesischen Haushalten. Inzwischen ist Chaudhary von der Präsidentschaft des FKDF zurückgetreten, um sich ihrer eigenen Bildung widmen zu können, den Verein unterstützt sie weiterhin. Ihr Traum ist es, Jura zu studieren und als Rechtsanwältin für junge Mädchen in Nepal und deren Zukunftsperspektiven zu kämpfen.

In den nächsten Tagen ist Chaudhary in Berlin zu Gast. In der Hochschule wird ein Dokumentarfilm über ihr Leben gezeigt, sie wird auch das Helleum besichtigen. Beim Neujahrsempfang der ASH am Sonnabend in der Berlinischen Galerie wird ihr der mit 6000 Euro dotierte Alice-Salomon-Award verliehen. „Mit ihrem Engagement für die Rechte, die Freiheit und die Bildung der Mädchen in Nepal hat sich Urmila Chaudhary im Sinne Alice Salomons aktiv mit gesellschaftlichen Zuständen, sozialen Problemen und der Diskriminierung von Mädchen und Frauen auseinandergesetzt, auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam gemacht und ist diesen entgegengetreten“, heißt es in der Begründung der Jury. „Alice Salomon hat in ihren Konzeptionen die Verwirklichung des Sozialen als einer sozial gerechten Gesellschaft nicht delegiert, sondern in der Verantwortung des und der Einzelnen aufgefasst, Urmila Chaudhary hat dies in ihrem Wirken umgesetzt.“

Foto: Susan Gluth

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