Nachbarschaft

Veröffentlicht am 17.04.2018 von Ingo Salmen

Ein Gemeinschaftsgarten für Biesdorf.

Am Anfang steht die Tat. In der Lötschbergstraße, Ecke Bruchgrabenweg, gleich am Bahndamm gelegen, entsteht derzeit ein Gemeinschaftsgarten für Biesdorf. Der Bezirk hat einer Initiative ein 4000 Quadratmeter großes Grundstück zur Verfügung gestellt. Die Details der Nutzung sind noch nicht geklärt, doch die Bürgerinnen und Bürger legen schon mal los: An den vergangenen beiden Sonntagen gab es bereits zwei Arbeitseinsätze – erst um Müll und Schutt, vor allem Industrieabfälle, zu sammeln, dann um Totholz zu beseitigen, Äste zu schneiden, Unkraut zu jäten – und schon ein paar Blümchen in einem ersten Beet aus Autoreifen zu pflanzen. Sie standen mitten auf der Fläche, jetzt sind sie vorläufig geschützt vor den weiteren Arbeiten, die noch anstehen.

Die Idee zu dem Projekt hatte ein junger Biesdorfer. „Zu Berlin gehören und dörflich bleiben“, das stellt sich Pascal Grothe das für seine Heimat vor. „Biesdorf wird urbaner“, sagt der 25-Jährige – deshalb möchte er mit dem Gemeinschaftsgarten das ursprüngliche Miteinander erhalten und Kindern aus zugezogenen Familien vermitteln, woher die Lebensmittel kommen. „Es soll keine Bettenstadt werden“, sagt Grothe. Er ist in Biesdorf groß geworden und kann sich noch erinnern, wie er mit seiner Oma im Gemüsegarten Kartoffeln und Mais angebaut hat. Kein Vierteljahr ist es her, dass Grothe auf den Bezirk zuging. Er setzte eine Website auf, richtete einen Twitter-Kanal und eine Facebook-Seite ein und verbreitete einen Aufruf beim Nachbarschaftsnetzwerk nebenan.de.

Grothes Vorhaben fiel auf fruchtbaren Boden. 20 Leute meldeten sich gleich per Mail, auch Imker und Landschaftsarchitektinnen, die Erfahrungen mit Gemeinschaftsgärten haben. Es waren Anwohner dabei, die Lust und Zeit haben, weil sie ein Kind bekommen haben und zu Hause sind, und andere, die weniger Zeit haben, aber einen Baum spenden möchten. Obstbäume gibt es schon auf der Grünfläche, die das Bezirksamt für die Initiative ausfindig machte. Ansonsten ist vieles denkbar: ein Bienenstock, ein Soja-Projekt, auch eine Ecke, in der die Natur wuchern kann, wie sie will. „Wir versuchen alles zu berücksichtigen“, sagt Grothe. „Realgemeinschaftlich“ soll der Garten sein, ohne Parzellen, ohne Profit, auch als Bildungsangebot für Kitas und Schulen, offen für alle. Eine Begrenzung muss trotzdem her, ein Zaun, den der Bezirk errichten soll, damit zur Straße und zur Bahn die Kinder sicher sind. Gespräche darüber laufen, sagt Grothe.

Wer mitmachen will, kann zum nächsten Treffen an diesem Freitag, 20. April, ins evangelische Gemeindezentrum in Alt-Biesdorf 59 kommen. Dort werden die nächsten Schritte beraten. Noch handelt es sich um eine lose Initiative. Eine Vereinsgründung sei nicht zwingend erforderlich, sagt Grothe, aber sie werde auch erwogen. Und wer anpacken will, kommt am besten gleich zum nächsten Arbeiteinsatz: an diesem Sonntag, 22. April, ab 10 Uhr. Ende offen.

Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: leute-i.salmen@tagesspiegel.de