Nachbarschaft

Veröffentlicht am 24.04.2018 von Ingo Salmen

Frauenfußball-Club FFC Berlin 2004, der drittbeliebteste Sportverein unserer Leser in Marzahn-Hellersdorf.

Es ist das alte Lied: Frauen und Fußball passen einfach nicht zusammen. Denken viele Männer. Jedenfalls nicht so gut wie Männer und Fußball. Und deshalb werden die auch vorrangig behandelt von Männern in Vorständen von Vereinen. Doch da haben sie nicht mit den Frauen gerechnet. Einige, die anderswo im Bezirk spielten, hatten es irgendwann einmal satt, dass die Sponsorengelder immer an die Männer gingen, genauso wie die neuen Trikotsätze, während ihnen nur die gebrauchten blieben und von ihren Mitgliedsbeiträgen schon gar nichts. Also gründeten sie im Jahr 2004 den Frauenfußball-Club Berlin.

Der FFC 2004 ist der erste und bis heute einzige seiner Art im Osten der Stadt. Die meisten der Pionierinnen, damals Studierende, zerstreuten sich nach nicht mal einer Saison in alle Winde. Doch die Saat ist aufgegangen: Mit 215 Mitgliedern, davon 151 Spielerinnen im Alter von 5 bis 47 Jahren, steht der FFC in voller Blüte. Sie sind in zwei Frauenteams (einmal Großfeld, einmal Kleinfeld) und sechs Jugendteams organisiert. Außerdem gibt es eine Bambini-Gruppe ab drei Jahren: Gegenüber dem Sportplatz an der Cecilienstraße treffen sie sich in der Halle der Johann-Strauß-Grundschule zu Bewegungsspielen. 30 Kinder, Aufnahmestopp. „Da sind auch Jungs dabei“, erzählt die Vorsitzende Yvonne Schumann. Mit fünf Jahren müssen sie sich allerdings einen neuen Verein suchen. Dafür schicken andere manchmal ihre älteren Mädchen gezielt zum FFC, weil sie sonst zwischen den Jungs untergehen.

In Biesdorf bekommen sie einiges geboten. Fahrten zum Turnier nach Barcelona, zum Sommertrainingslager auf Rügen oder auch eigene Hallen- und Freiluftturniere, wie der jährliche „Mittsommernachtskick“. „Bei uns darf jedes Mädchen spielen“, betont Schumann. „Wir sind ein Breitensportverein.“ Auch abseits des Platzes ergeben sich viele Möglichkeiten: Wer möchte, kann sich auch als Teambetreuerin engagieren. Trainerinnen werden ebenfalls gebraucht, hier sind die Männer, oft Väter, noch in der Überzahl. Die Frauenmannschaft trainiert aber standesgemäß eine Frau: Janine Köhler, früher für TeBe in der 2. Bundesliga aktiv. Und auch vier Schiedsrichterinnen gehören zum Verein, darunter die erst 14-jährige Corinna Marzahn, die Spiele der E- und D-Jugend leitet. Auch Bibiana Steinhaus hat ja nicht gleich in der Bundesliga begonnen.

Ob der Verein irgendwann einen Star wie Simone Laudehr oder eine andere Nationalspielerin hervorbringt? „Den Traum habe ich schon“, sagt Schumann. „Unsere F-Mädchen sind sehr stark.“ Bei den ganz Kleinen, zwischen sechs und neun Jahren alt, gibt es keine Mädchenwettbewerbe in Berlin. „Die spielen bei den Jungs mit“, erzählt Schumann – und das gar nicht schlecht. In dieser Saison haben sie nur ein oder zweimal verloren. „Da gehen dann mal die Jungs weinend vom Platz.“

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