Nachbarschaft

Veröffentlicht am 27.08.2019 von Caspar Schwietering

Der höchste Berg Berlins steht am 7. September in Marzahn. Auf den Ahrensfelder Bergen findet dann das Kulturfestival „114 über Marzahn“ statt. Die Künstlergruppe „Plastique Fantastique“ errichtet dabei Berlins ersten Vulkan, der die Ahrensfelder Berge für einen Tag zum höchsten Punkt Berlins macht. Mit dem Festival wird das 40-jährige Jubiläum des Bezirks Marzahn-Hellersdorf gefeiert. Es wird ehrenamtlich von dem fünfköpfigen Team organisiert, das bereits 2017 das Kunstfestival „Acht Tage Marzahn“ auf der Marzahner-Promenade veranstaltet hat. Über das Festival und den Vulkan habe ich mit der Kuratorin Isabell Wiesner gesprochen.

Warum feiern Sie ein Kulturfestival zum Bezirksjubiläum ausgerechnet auf den Ahrensfelder Bergen? Mit Marzahn verbindet man ja eher Plattenbauten als Berge. Das Bezirksamt hat uns gefragt, ob wir ein Festival zum Bezirksjubiläum beisteuern wollen. Lass uns das auf den Ahrensfelder Bergen machen, dachten wir dann  –ein Festival über den Dächern Berlins. Wir fünf vom Organisatoren-Team sind alle in Marzahn aufgewachsen und haben unsere prägenden Jahre hier verbracht. Dabei waren die Ahrensfelder Berge, die die Hochhäuser nochmal überragen, stets ein besonderer Ort.

Mit ihren verschiedenen Schichten sind die Ahrensfelder Berge außerdem eine gute Metapher für die Geschichte Marzahns. Die Berge bestehen aus zwei eiszeitlichen Hügeln, auf denen sich der Schutt der Nachkriegszeit und später dann der Aushub für die Fundamente der Plattenbauten ansammelte. Beim Bau der Großsiedlung Marzahn-Hellersdorf wurden tonnenweise Sandhaufen auf die Berge gefahren. Hin und wieder kann man dort noch Reste und Schrott von Plattenbauten finden. Inzwischen ist es grün bewachsen und ein Landschaftspark. Diese verschiedenen Zeitschichten fanden wir spannend.

Am Tag des Festivals werden die Ahrensfelder Berge sogar zum höchsten Punkt Berlins. Oben auf dem Plateau steht ein richtiger Vulkan. Wie kam es zu dieser Idee? Wir wollten im Superlativ-verliebten Marzahn einen neuen Superlativ für einen Tag schaffen. Und als wir der Künstlergruppe „Plastique Fantastique“, die wir bei unserem Festival unbedingt dabei haben wollten, von den Bergen und den verschiedenen Zeitschichten erzählt haben, fanden die das spannend und kamen mit der Idee, dort einen Vulkan zu errichten.

Wie sieht der Vulkan aus? Der Vulkan wird aus einem dünnen, durchscheinenden Material sein und nur durch Luft getragen. Im Inneren werden die KünstlerInnen eine Sandschicht auftragen, dort können sich die Besucher aufhalten und das Gefühl erleben, zu Lava zu werden. Nachts fängt der Vulkan dann an zu leuchten.

Und wird der Vulkan auch rauchen? Ja, auch das.

Tief aus den eiszeitlichen Schichten? Naja, für den Rauch sorgt zwar eine ganz normale Nebelmaschine. Aber der Fantasie sind ja keine Grenzen gesetzt.

Worauf dürfen sich die BesucherInnen beim Festival noch freuen? Wir möchten möglichst viele verschiedene Seiten der Berge zeigen. Es wird eine geologische Führung geben und eine, die sich mit Heilpflanzen auf den Ahrensfelder Bergen beschäftigt. Und oben auf dem Plateau erzählt der Bauhistoriker Oleg Peters etwas zur Baugeschichte Marzahns in einem 360-Grad-Vortrag. Neben diesen wissensorientierten Formaten gibt es ganz viel Musik. Die Gruppe „Band Marzahn“ zieht mit einer Liedwanderung durch die Berge. Abends finden Konzerte statt. Wer möchte, kann bei uns auch einfach eine Party erleben und den Ausblick über Berlin genießen.

Auf welche Veranstaltung sind Sie besonders gespannt? Pastor Leumund wird zusammen mit dem Elektro-Musiker „Mittekill“ ein Konzert auf dem Berg spielen. Das passt perfekt, Leumund ist schließlich selbsternannte Generalsekretärin der Berliner Bergpartei. Wir sind gespannt, was genau passieren wird. Leumund hat eine diskurs-disko-artige Bergpredigt angekündigt und ist berüchtigt für seine Improvisationen. Das wird mit Sicherheit sehr interessant.

Isabell Wiesner ist in Marzahn geboren und aufgewachsen. Inzwischen lebt sie zwar in  Pankow, für Besuche bei Freunden und Bekannten kehrt sie aber immer wieder in ihren Heimatbezirk zurück. Die 38-Jährige arbeitet in einer Kommunikationsagentur.

Das komplette Festivalprogramm finden Sie unter: 114-ueber-marzahn.de. – Text: Caspar Schwietering
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Diesen Text haben wir als Leseprobe dem neuen Tagesspiegel-Newsletter für den Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf entnommen. Den – kompletten – Bezirksnewsletter, den wir Ihnen einmal pro Woche schicken, gibt es unkompliziert und kostenlos hier: leute.tagesspiegel.de.
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