Nachbarschaft

Veröffentlicht am 18.08.2020 von Caspar Schwietering

Kultur vom Stadtrand will das Festival „HellD“ vorstellen, das am Samstag von 15 bis 22 Uhr im Bürgergarten „Helle Oase“ stattfindet. Organisiert wird es von „Kollegen 2,3″, einem Kulturbüro aus Friedrichshain, im Auftrag des Quartiersmanagements Hellersdorf. Ich sprach mit Mitorganisatorin Dariya Kryshen, 27, (auf dem Bild als zweite von links im Kreis ihrer Kolleg*inen zu sehen) über das Programm und das Konzept vom „HellD“ – Festival für Kultur am Stadtrand“.

Am Samstag veranstalten Sie das Kulturfestival HellD im Bürgergarten „Helle Oase“. Ist diese Veranstaltung auch eine Reaktion auf die Corona-Pandemie?  Nein, das Festival war von vornherein draußen im Bürgergarten geplant. Allerdings müssen einige Programmpunkte, die im JFE Eastend stattfinden sollten, nun entfallen. Und auch sonst reagieren wir durchaus auf das Coronavirus. Wir werden am Samstag mit zwölf Mitarbeiter*nnen vor Ort sein, damit wir für die Gäste sichere Hygiene-Bedingungen schaffen können. So wird es etwa bei den Konzerten Picknickdecken geben, die Zuhören auf Abstand garantieren. Aber wir wollen natürlich trotzdem ein fröhliches Kiezfest feiern, dass einen gemütlichen Charakter hat und sowohl Gäste aus Hellersdorf als auch aus anderen Stadtbezirken anzieht.

Und dabei wollen Sie „Kultur am Stadtrand“ präsentieren. Weshalb dieser Fokus? Hellersdorf ist aktuell nicht unbedingt als Kulturort bekannt. Dabei sind hier viele Künstler und Künstlerinnen aktiv. Uns war es deshalb wichtig, dass bei uns auch viele hier tätige Künstler auftreten – etwa der Musiker Harald Kästner. Oder Sven Rauchhaus, der aus seinem Hellersdorf-Krimi „Auf Sand gebaut“ liest. Und fünf der sieben Workshops, die wir anbieten und bei denen die Besucher selbst aktiv werden können, werden von hiesigen Künstlern und Künstlerinnen geleitet. Daneben gibt es aber noch einen weiteren Aspekt. Über den „Stadtrand Hellersdorf“ gibt es viele Vorurteile. Osten und Platte – da entsteht bei vielen Kulturinteressierten sofort ein Bild, dass sie davon abhält, mal dorthin zu fahren. Dabei liegt Hellersdorf von der östlichen Innenstadt auch nicht weiter weg als zum Beispiel Charlottenburg – vom Alexanderplatz sind es ja zum Beispiel nur 30 Minuten! Wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Hellersdorf auch zu Berlin gehört und glauben, dass diese Erkenntnis gerade im Hinblick auf die Zukunft bedeutend ist, denn wegen der Gentrifizierung verlässt das kulturelle Leben immer mehr die Innenstadt und die Anwohner*nnen freuen sich auch immer über mehr Kulturprogramm!

Wie wollen Sie die Leute denn aus der Innenstadt nach Hellersdorf locken?  Vor allem mit den Konzerten wollen wir ein jüngeres, innerstädtisches Publikum motivieren, einmal einen Ausflug nach Hellersdorf zu machen. Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem Mainact „Odd Couple“ zu, den wir dank einer Förderung des Musicboard Berlin gewinnen konnten. Spannend wird auch der Chor der Statistik – aus dem Haus der Statistik, der Stadtentwicklungsdebatten in Liedform thematisiert. Unser Angebot richtet sich dabei natürlich auch an die Hellersdorfer und Hellersdorferinnen. Wir wollen hier nicht als Raumschiff landen. Mitunter kann das allerdings ein Spagat sein, denn das kulturinteressierte Publikum hier war unserer Erfahrung nach etwas älter. Im Idealfall sind die Angebote aber für alle interessant. Ideal finden wir in dieser Hinsicht den Soundwalk durch Hellersdorf, den die Wissenschaftlerin Kathrin Wildner anbietet. Dabei können die Besucher*innen Hellersdorf einmal nicht mit Augen, sondern anhand der Geräusche erleben – und dadurch ihr Wohnumfeld. Das ist toll, denn die Menschen nehmen so ihren Bezirk noch einmal neu wahr, während Gäste von außerhalb Hellersdorfs zum ersten Mal entdecken.

Das gesamt Programm finden Sie hier

Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: leute-i.salmen@tagesspiegel.de