Nachbarschaft
Veröffentlicht am 22.10.2024 von Julia Schmitz
Gewöhnlich arbeitet jede der vier Künstlerinnen für sich allein. Im Atelier, in der Werkstatt und manchmal auch in der Natur. Wunderbare Kunstwerke – echte Unikate entstehen dabei. Und jedes Teil hat seine eigene Handschrift.
Eigentlich ist das alles nichts Besonderes. Denn viele Künstlerinnen und Künstler schaffen in ihren eigenen Studios. Das Interessante an dieser Geschichte über vier Berlinerinnen und Brandenburgerinnen ist, dass sie erstmals gemeinsam in Marzahn-Hellersdorf ausgestellt haben. Sie gehören zum Netzwerk „Neuenhagen Kunst.Netz“ und präsentierten im Oktober unter dem Titel „Augenblicke“ in der Bezirkszentralbibliothek „Mark Twain“ mehrere Gemälde.
Fast 40 Bilder schmückten auf drei Etagen die Wände. Nicht nur Bibliotheksbesucher, sondern auch Mitarbeiter erfreuten sich mehrere Wochen an den abstrakten Werken. „Wir haben gern auf die Malereien geschaut und immer wieder neue Details entdeckt“, sagt Inés Barthel, verantwortlich für Ausstellungen.
Ursprünglich sollte alles bis Ende des Monats zu sehen sein. Doch wegen eines Wasserschadens mussten die vier Künstlerinnen bereits ihre Werke entfernen. „Das ist zwar schade“, sagt Franka Höhne. „Aber insgesamt war es für uns alle eine schöne Gelegenheit, unsere Kunst öffentlich zu zeigen und mit Publikum ins Gespräch zu kommen.“
Die Fredersdorferin hatte Kontakt zu dieser Bibliothek aufgenommen, weil dort Kunst seit vielen Jahren eine große Rolle spielt. „Wir bieten zum Beispiel mit unserer Artothek die Möglichkeit, Kunstwerke auszuleihen“, berichtet Inés Barthel von der Bezirkszentralbibliothek. Zudem zeigen regelmäßig Freischaffende aus unterschiedlichen Kunstrichtungen ihre Arbeiten.
Aber warum stellten Franka Höhne, Karin Koch, Antje Püpke und Joanna Ewa Hahn zusammen aus? Sind sie nicht eigentlich Konkurrentinnen? „Weil es besser ist, gemeinsam eine Ausstellung zu machen, denn dabei kann vieles auf mehrere Schultern verteilt werden“, sagt Antje Püpke aus Kaulsdorf. Dazu zählen unter anderem das Konzept, ein Layout, ebenso der Transport sowie das Aufhängen der Bilder.
Kennengelernt haben sich die Vier übers Neuenhagener Netzwerk, zu dem derzeit 15 Künstlerinnen und Künstler aus Berlin und Brandenburg gehören. Ziel dieses Zusammenschlusses ist es, die Sichtbarkeit der Kunst zu erhöhen, Künstler zu vernetzen und die Vermarktung ihrer Werke zu fördern. Transportiert werden soll auch, dass Kunst keinen elitären Charakter hat. „Wir möchten zudem mit Gleichgesinnten kreativ zusammenarbeiten und uns austauschen“, betont Joanna Ewa Hahn aus Neuenhagen. Einmal monatlich treffen sich die Mitglieder.
Von der gerade zu Ende gegangenen Ausstellung in Marzahn nimmt jede von ihnen eine Menge mit: „Es war gut, von vielen interessierten Menschen ein Feedback zu erhalten“, sagt Antje Püpke. Am spannendsten fand sie es, von anderen ihre Kunst erklärt zu bekommen. Das haben die anderen drei Künstlerinnen ähnlich empfunden. „Jeder Betrachter soll in meinen Bildern das sehen, was er gern sehen will“, ergänzt Franka Höhne.
Bei den abstrakten Werken war das beispielsweise die scheinbar unendliche Vielfalt von Landschaft und Natur. Es gab immer wieder Besucher, die sich durch die Farben, Linien und Formen sowie Collagen-Elemente an Orte erinnerten, an denen sie schon einmal waren: an einen See, ein Meer, ein blühendes Feld, eine Stadt oder auch ein beschauliches Dorf. „Es sind oft Sehnsuchtsorte, an die viele gern denken“, sagt Joanna Ewa Hahn.
Spannend war für die Beteiligten nicht nur die Ausstellung selbst, bei der sich alle neue Inspirationen holten, sondern auch schon die Vorbereitung: Weil sie sich kennenlernten, mitunter gegenseitig in ihren Arbeitsräumen besuchten und so Einblicke in die Techniken der anderen erhielten. Fest steht bereits jetzt für die Künstlergruppe, sie möchten wieder gemeinsam ausstellen. Das wird unter anderem in der Stadtkirche Altlandsberg sein und in der Christuskirche im Treptow-Köpenicker Ortsteil Oberschöneweide.
- Bild: Franka Höhne (1.v.l.), Antje Püpke (3.v.l) und Joanna Ewa Hahn (4.v.l.) stellten gemeinsam in Marzahn-Hellersdorf aus. Inés Barthel (2.v.l.) betreut die Ausstellungen in der Bezirkszentralbibliothek „Mark Twain“. Nicht auf dem Bild ist die vierte Künstlerin der Gemeinschaftsausstellung Karin Koch.
- Text und Foto: Steffi Bey