Nachbarschaft

Veröffentlicht am 27.05.2025 von Julia Schmitz

„Peripher“, das bedeutet: vom Zentrum aus gesehen am Rande liegend, weniger dicht bevölkert und oft nicht gut an den Rest der Stadt angebunden. Im Falle von Carola Rümpers Projektraum „mp43“, der den Zusatz „Raum für das Periphere“ trägt, trifft das in gewisser Weise zu – und auch wieder nicht. Zwar liegt Hellersdorf am Stadtrand Berlins, und auch der Projektraum selbst befindet sich am Rand des Kastanienboulevards. Doch stellt die Inhaberin an diesem Ort nicht nur die Kunst in den Mittelpunkt, sondern auch das Miteinander in der Nachbarschaft.

Alles fing an mit einem Atelier auf der Marzahner Promenade – in der Hausnummer 43, die dem Projektraum später den Namen gegeben hat. Der Raum sei riesig gewesen, erzählt Carola Rümper; mit seinen rund 170 Quadratmetern sei ihr schnell klar gewesen, dass sie ihn auch für Ausstellungen nutzen will. „Das Konzept von Projekträumen fand ich schon immer klasse und halte es für wichtig, dass sich diese nicht nur auf die Innenstadt verteilen, sondern auch in Bezirken wie Marzahn-Hellersdorf existieren“, erzählt sie; „denn jede Künstlerin und jeder Künstler reagiert ja auch auf die unmittelbare Umgebung – und die ist hier nun mal anders als in Mitte.“

Projekträume unterscheiden sich von klassischen Galerien dadurch, dass sie nicht kommerziell arbeiten; oft widmen sie sich über mehrere Ausstellungen hinweg einem Thema, dafür mit jeweils kürzerer Laufzeit. In den letzten Jahren wären zwar weiterhin neue Projekträume gegründet worden, allerdings leide die gesamte Szene unter den Kürzungen im Kulturbereich, die sich bis in die Bezirke ausdehnen. Nachdem ihr vor ein paar Jahren der Raum auf der Marzahner Promenade gekündigt worden war, zog Rümper mit ihrem Projektraum auf den Kastanienboulevard.

Dort spielt er mittlerweile eine wichtige Rolle für den Kiez. Weil der Schwerpunkt auf Projekten liegt, bei denen die Besucherinnen und Besucher auf verschiedene Arten mitmachen können, sind oft zahlreiche Menschen aus der Nachbarschaft involviert.

Am vergangenen Wochenende eröffnete die Ausstellung „Loser-Ehre“ mit Arbeiten von Milan Braun und Jona Hecht, die sich mit dem Thema „Spiel“ auseinandergesetzt haben: Für sein Wandbild „Ene mene muh“ bat Milan Braun Menschen, ihr Lieblingsspiel aus der Kindheit – von Gummitwist über „Himmel und Hölle“ bis hin zu Verstecken – zu beschreiben. Die Ausstellung passt perfekt zur „Spielewoche am Boulevard“, die vom 1. bis 11. Juni anlässlich des Weltspieletags am 11. Juni mit zahlreichen Angeboten stattfindet.

Für die Zukunft plant Carola Rümper verschiedene Projekte mit Künstlerinnen unter anderem aus Pakistan, Kambodscha und Vietnam. Dabei gehe es ihr vor allem darum, den „kolonialen Blick“ abzulegen und einen echten, respektvollen Austausch mit den Kunstschaffenden zu bewirken, sagt sie. Denn Begegnungen zwischen Menschen jeglicher Herkunft und mit verschiedenen Lebenswegen können – und sollten – auch außerhalb des S-Bahn-Rings stattfinden.

  • Die Ausstellung „Loser-Ehre“ läuft noch bis zum 11. Juni und ist jeden Donnerstag und Samstag von 15 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet
  • Bild: Carola Rümper (re.) und Milan Braun vor der noch im Aufbau befindlichen Arbeit „Ene mene muh“ / Foto: Julia Schmitz