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von Laura Hofmann

Veröffentlicht am 19.12.2018

vor wenigen Wochen berichtete ich, dass ein Investor plant, einen 1984 errichteten Plattenbau in der Habersaathstraße 40-48, zwischen BND-Neubau und Naturkundemuseum, abzureißen und durch Luxuswohnungen zu ersetzen. Damals hatte Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) bereits gesagt, dass dieses Vorhaben gegen das kürzlich verschärfte Zweckentfremdungsverbotsgesetz verstoße. Nun hat sich auch Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) öffentlich dazu geäußert.

Auch er bekräftigt, dass ein Abriss nur möglich sei, wenn Ersatzwohnraum in angemessener Nähe und zu angemessener Miete zur Verfügung stünde. „Das ist hier nicht der Fall und eine Abrissgenehmigung des Bezirksamts kann es daher nicht geben“, sagt von Dassel in einem knapp zweiminütigen Video auf Twitter, das ihn vor dem Haus in der Habersaathstraße zeigt. Unter dem Motto „Mitte spricht“ äußert er sich in kurzen Videos regelmäßig zu aktuellen Themen im Bezirk.

Hinter dem auf den ersten Blick so typischen Berliner Konflikt steckt noch mehr: Ende September wurde das Auto des Sprechers der Mieterinitiative Haabersathstraße, Daniel Diekmann, angezündet – vor den laufenden Kameras des Ausbildungszentrums des BND gegenüber. Der Sicherheitsservice des Nachrichtendiensts griff nicht ein, die Ermittlungen gegen Unbekannt wurden inzwischen eingestellt.

„Ob überhaupt Zeugen befragt wurden, ist fraglich“, sagt von Dassel. Die Mieter im Haus fühlten sich außerdem von Unbekannten bedrängt und bedroht. „So darf es in unserem Bezirk nicht zugehen“, sagt der Bürgermeister. Er wolle sich bei Polizei und Justiz dafür einsetzen, das Verfahren wieder aufzunehmen.

Das Gebäude, ein ehemaliges Schwesternwohnheim der Charité, wurde 2006 vom Land Berlin für zwei Millionen Euro „unter dubiosen Umständen“ (von Dassel) verkauft, nein, verschleudert, muss man sagen. Das macht 400 Euro für den Quadratmeter. Nun wurde es dem Vernehmen nach für das Zehnfache wieder verkauft, an die Arcadia Estates. Der neue Investor wollte erst luxussanieren, entschied sich dann aber für den Abriss. Doch daraus wird wohl nichts.

Bleibt zu hoffen, dass die Einschüchterungsmaßnahmen, von denen die Mieter berichten, nicht fruchten und dass der Bürgermeister seinen unterstützenden Worten Taten folgen lässt.

Laura Hofmann arbeitet in der Berlin-Redaktion des Tagesspiegels. Ihre erste Berliner Wohnung war im Wedding, hierher kehrt sie immer gerne zurück. Heute wohnt sie an der Grenze zwischen Prenzlauer Berg und Mitte, den Fernsehturm immer fest im Blick. Schreiben Sie ihr eine Mail oder folgen Sie ihr auf Twitter oder Facebook.