Intro

von Laura Hofmann

Veröffentlicht am 14.08.2019

zuerst die gute Nachricht: alle Kinder aus Mitte haben einen Schulplatz erhalten. Das ist angesichts der vor einigen Tagen veröffentlichten Prognosen, die von tausenden fehlenden Schulplätzen in zwei Jahren ausgehen, durchaus eine Meldung wert. Rund 2900 Jungen und Mädchen aus dem Bezirk wurden am Samstag eingeschult. Und auch in den weiterführenden Schulen konnte allen Kindern ein Platz zugewiesen werden, in den Gymnasien im Bezirk gibt es 25 neue siebte Klassen, in den ISS 38. Doch nicht alle Schüler haben einen Platz an ihrer Wunschschule bekommen, deswegen laufen immer noch einige Verfahren vor dem Verwaltungsgericht.

Der erste Schulneubau nach der Wende im Bezirk wurde eröffnet, seit dem 5. August werden in der 48. Grundschule an der Boyenstraße, Ecke Chausseestraße, Schülerinnen und Schüler unterrichtet, am Samstag wurden hier erstmals rund 35 Kinder in zwei Klassen eingeschult. Der Modulbau sollte eigentlich schon im vergangenen Sommer an den Start gehen. Doch dann musste das Gebäude ganz kurzfristig gesperrt werden, weil das Erdgeschoss mit Wasser vollgelaufen war – ein Baufehler. Die Schüler mussten daraufhin in Container auf dem Grundstück der benachbarten Humdolthain-Grundschule umziehen. Einen richtigen Namen bekommt die 48. Grundschule auch noch, inoffiziell wird sie bisher Europaschule genannt, weil sie ganz in der Nähe der Europacity steht, wo in den kommenden Jahren 5500 Wohnungen entstehen. Noch eine gute Nachricht: Die von Anwohnern und Eltern lange geforderte neue Ampel ist ebenfalls installiert worden.

Und jetzt die schlechte Nachricht: Schulsenatorin Sandra Scheeres (SPD) hatte am Dienstag im Senat zwar vorgerechnet, dass statt der vergangene Woche kolportierten 26.000 Schulplätze „nur“ 9500 fehlen würden. Warum? Es lag laut Scheeres eine andere Statistik zu Grunde. Doch allein Mitte und Pankow rechnen mit insgesamt 9620 fehlenden Schulplätzen zum Schuljahr 2021/22. In genauen Zahlen: In Mitte fehlen an den Grundschulen 2100 Plätze, an den weiterführenden Schulen 1600. Pankow: 2635 Plätze an Grundschulen, 1160 an Sekundarschulen und 2125 an Gymnasien (im schlimmsten Fall).

Schulstadtrat Carsten Spallek (CDU) weißt darauf hin, dass „der benötigte Vorlauf bis zur Fertigstellung der kapazitätserweiternden Maßnahmen“ sehr lang sei. „Zudem gibt es im Bezirk Mitte wenig ausreichend große Grundstücke, auf denen Schulneubauten möglich sind.“ Er fordert deswegen, dass für die vorhandenen Grundstücke „schnell Entscheidungen zum Schulneubau getroffen werden“ müssten – auch „zulasten anderer Nutzungen“. Alle möglichen Optionen müssten geprüft, alle potenziellen Standorte genutzt werden: „Der Schulstandort in der Putbusser Straße macht in diesem Zusammenhang den dringenden Handlungsbedarf deutlich und auch, warum dieser für schulische Zwecke reaktiviert werden muss.“ Aus der Schulruine will die Initiative PS Wedding – wie bereits mehrfach berichtet – ein soziokulturelles Projekt mit Wohnen, Kultur und Schule machen. Spallek betont jedoch: „Bei dem bereits jetzt bekannten Defizit ist jede Verzögerungen kontraproduktiv und verstärkt das Problem fehlender Schulplätze.“

Nicht in allen Schulen konnten die baulichen Maßnahmen, die das kostenlose Schulessen erfordert, in den Ferien abgeschlossen werden. Übergangslösungen wurden aber für alle Standorte gefunden, teilte das Bezirksamt mit. So wird in einigen Schulen das Essen in Klassenräumen oder der Aula eingenommen, weil die Mensen noch nicht groß genug sind. Wie viele Kinder in ganz Mitte mitessen, lässt sich für den Bezirk noch nicht genau sagen. Denn obwohl das Mittagessen für Eltern kostenfrei ist, müssen sie mit den Caterern Verträge abschließen, das ist noch nicht in allen Fällen passiert.

Laura Hofmann ist Redakteurin für Landes-und Bezirkspolitik beim Tagesspiegel. Ihre erste Berliner Wohnung war im Wedding, hierher kehrt sie immer gerne zurück. Heute wohnt sie an der Grenze zwischen Mitte und Kreuzberg, die Türme vom Potsdamer Platz fest im Blick. Schreiben Sie ihr eine Mail oder folgen Sie ihr auf Twitter oder Facebook.