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von Julia Weiss
Veröffentlicht am 02.09.2020
Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel bekommt Konkurrenz aus der eigenen Partei. Der Vorsitzende der Grünen-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV), Tilo Siewer, will Bezirksbürgermeister werden. Ob der Kreisverband mit ihm oder von Dassel als Kandidaten in die nächste Wahl geht, entscheidet sich bei einer Mitgliederversammlung am 26. September im Poststadion in Moabit. Hört man sich in der Partei um, glauben einige, dass Siewer Chancen hat. Von Dassel habe sich mit seinem Politikstil nicht immer beliebt gemacht. Vor allem seine Äußerung über „aggressive Obdachlose aus Mittel- und Osteuropa“ oder seine Forderung nach einem Verbot von Straßenprostitution brachten ihm Kritik ein.
Tilo Siewer präsentiert sich nun bewusst anders. „Ich habe einen anderen Politikstil als Stephan von Dassel“, sagt er auf Nachfrage. „Ein Bezirksbürgermeister sollte nicht polarisieren, sondern zusammenführen.“ Der Wunsch, sich selbst für dieses Amt zur Verfügung zu stellen, sei in den vergangenen vier Jahren in ihm gewachsen. „Ich glaube, dass mehr drin ist für den Bezirk Mitte. Vor allem bei den Themen Verkehrswende, Armutsbekämpfung, Klimaschutz und Vielfalt in der Verwaltung.“ Hier sieht er Versäumnisse und will es besser machen.
Siewer ist ein erfahrener Kommunalpolitiker. Seit 2006 ist er Bezirksverordneter in Mitte und seit 2018 stellvertretender Fraktionssprecher. 2016 verpasste er knapp den Einzug ins Abgeordnetenhaus. Sonst arbeitet der 45-Jährige als Anwalt in seiner eigenen Kanzlei. Anfang des Jahres wurde er gemeinsam mit Laura Neugebauer zum Fraktionsvorsitzenden der Grünen in der BVV Mitte gewählt.
Als Bezirksbürgermeister hat von Dassel den Vorteil, dass er bekannter und erfahrener ist als Siewer. Am Ende können die 1600 Mitglieder des Kreisverbandes entscheiden, wen sie als Kandidaten in die Wahl schicken wollen.
Julia Weiss ist Redakteurin in der Online-Redaktion des Tagesspiegels und Reporterin für den Bezirk Mitte. Sie freut sich über Anregungen, Tipps und konstruktive Kritik. Schreiben Sie ihr eine Mail oder folgen Sie ihr auf Twitter.