Namen & Neues

Wartezeit für die Liebe

Veröffentlicht am 30.01.2019 von Felix Hackenbruch

Es war die pure Verzweiflung, die Boris Böhme in die BVV trieb. Seit Ende August 2018 (!) versucht er im Bezirksamt einen Hochzeitsberatungs-Termin zu bekommen. Dieser ist (für einen Hochzeitstermin obligatorisch) – und fast unmöglich zu bekommen. „Seit Sommer habe ich es fast jeden Tag auf der Homepage des Bezirks versucht“, sagt Böhme. Vergeblich. Nur drei Termine würden dort wöchentlich freigeschalten, erklärte ihm die neue Stadträtin für Bürgerdienste, Ramona Reiser (Linke), auf seine Bürgeranfrage in der letzten BVV. Sie verwies auf drei fehlende Standesbeamte in Mitte. Berlinweit seien es 23. „Wir mussten uns deshalb entschließen, Prioritäten zu setzten.“ Sterbe- und Geburtsurkunden werden bevorzugt.

Für Böhme eine dramatische Entscheidung. Sein Verlobter ist Weißrusse, hat derzeit kein Visum. Böhme, der schon zur Hochzeits-Party im September eingeladen hat, verzweifelt zunehmend. „Ich habe sogar darüber nachgedacht, mich in Brandenburg anzumelden. Da hätte ich direkt einen Termin bekommen.“ Stadträtin Reiser hat für Menschen wie Böhme letztlich nur Durchhalteparolen parat: „Bleiben Sie hartnäckig“, sagte sie in der BVV. Boris Böhme ist es geblieben. Ende Februar hat er nun seinen Termin und hofft, dort dann auch direkt einen Termin für die Trauung zu bekommen. Dann könnte es noch klappen mit der Hochzeit vor der Hochzeitsparty. „Ich habe noch Hoffnung“, sagt Böhme. – Felix Hackenbruch

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