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Bürgermeister von Dassel will den Rummel auf dem Alex einschränken
Veröffentlicht am 24.04.2019 von Laura Hofmann
Basta am Alexanderplatz! Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) will den Rummel auf dem zentralen Platz (gerade läuft dort noch bis zum 5. Mai der „Ostermarkt“) eindämmen. Die Zahl der Veranstaltungstage soll auf maximal 120 begrenzt werden – inklusive Auf-und Abbau. Zum Vergleich: In diesem Jahr wird der Platz an bis zu 180 Tagen (mit Auf-und Abbau) in Beschlag genommen sein. Dafür muss, wie berichtet, das Berliner Straßengesetz geändert werden. Bisher ist das so formuliert, dass die Sondernutzungen in der Regel erlaubt und nur bei Sicherheitsbedenken oder fehlender Leistungsfähigkeit des Antragsstellers versagt werden sollen.
Diese Soll-Bestimmung will von Dassel jetzt über den Rat der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister zu einer Kann-Bestimmung ändern lassen. Zuständig ist die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Denn, so ein weiterer Kritikpunkt des Bezirks, kulturelle oder soziale Qualität spielen bei der Entscheidung über Sondernutzungen von öffentlichem Raum bisher eine völlig untergeordnete Rolle. Auch das könnte ein erneuertes Straßengesetz ändern, in dem der Bezirk mehr Spielraum bei der Genehmigung von Sondernutzungen bekäme. Bisher lässt sich das nur über die Anträge für hochwertigere Veranstaltungen steuern. Deshalb soll der neue Alex-Koordinator Andreas Richter, der seit bald drei Monaten im Amt ist, mit Kultureinrichtungen und -veranstaltern zusammenarbeiten, um sie für die Organisation kulturell und/oder sozial wertvoller Angebote auf dem Alexanderplatz zu gewinnen.
Das scheint auch im Interesse der Leute-Leser zu sein. Auf meinen Aufruf in der vergangenen Woche haben sich einige von Ihnen gemeldet. Der gemeinsame Tenor: Berlin soll Schluss machen mit dem Budenzauber. „Der Alex als Ballermann-und Touristenmarkt wird der Bedeutung des zentralen Platz in der Mitte Berlins nicht gerecht“, schreibt beispielsweise Eckbert Dähn. Statt den „immer gleichen OsterOktoberWeihnachtsmärkten“ wünscht er sich Kultur, Konzerte, Cafés und Open-Air-Ausstellungen. Auch Christoph Ullmann sieht den Jetzt-Zustand des Platzes kritisch: „Die Dauer-Büdchen verschandeln wirklich noch den Rest, der geblieben ist“, schreibt er. Seine Forderung: „Berlin sollte klar nein dazu sagen und das hoffentlich bald.“ Und Gerhard Löhr („halber Neuberliner“) schreibt mir, er erlebe die „immer größer werdende Verramschung stadtbildprägender Plätze mit Grauen“ – nicht nur in Berlin. Er war gerade in Prag und ist entsetzt: „Was die Stadtpolitik dort auf dem Altstädter Ring und oben in der Burg an Fress- und Saufbuden zulässt, ist unglaublich!“ Sein Appell: „Berlin sollte sehr gut aufpassen, dass es seine kulturelle Identität nicht genauso auf’s Spiel setzt.“
Und was tut sich sonst am Alexanderplatz? Alex-Manager Richter arbeitet an der Verbesserung der Lichtsituation, teilt das Bezirksamt mit. Weil immer wieder „dunkle Ecken“ vor Ort kritisiert wurden, fand am 2. April eine nächtliche Begehung des Platzes mit Polizei, Wissenschaft und den zuständigen Senatsverwaltungen statt. Zuständig für das Konzept für neue Beleuchtungssysteme ist nämlich die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, für die Umsetzung allerdings die für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Ein Ergebnis: Bereits bestehende Laternen sollen breiter strahlende Reflektoren bekommen, defekte Leuchten repariert werden. Und Gegenden, wie die vor der öffentlichen Toilette nahe dem Beachvolleyballfeld am Fernsehturm, die bisher gar nicht ausgeleuchtet sind, sollen überhaupt erstmal Straßenlaternen bekommen.
In einem zweiten Schritt wäre es laut Bezirksamt „wünschenswert“, die Aufenthaltsqualität auf dem Platz durch „Feinabstimmung des Lichtes“ zu verbessern und eine „schönere Atmosphäre zu schaffen“. Das könnte zum Beispiel durch eine „künstlerische Beleuchtung der S-Bahn Brücken“ und der Durchfahrten zum Alexanderplatz erzeugt werden. Doch in naher Zukunft ist mit solchen Maßnahmen nicht zu rechnen: „Hierfür braucht es wohl noch einen ziemlich langen Atem unseres Alex-Beauftragten“, sagt Bürgermeister von Dassel.
Was sonst noch geschah: Im März wurden erste sogenannte Wifi-Access-Points am Alexanderplatz in Betrieb genommen. Sie sollen flächendeckenden Internetempfang vom nördlichen Alexanderplatz bis zu den Grünflächen um den Fernsehturm ermöglichen. Hat das schon jemand von Ihnen ausprobiert? Ich freue mich über Erfahrungsberichte per Mail. Bis zum Jahresende soll das freie Internet am Alexanderplatz weiter ausgebaut werden.